Schon seit Beginn der Geschichtsaufzählung stellen Krisen die Menschheit immer vor neuen Herausforderungen. Um diese zu bewältigen, werden immer neue Denkansätze und Lösungswege benötigt. Alternative Pfade heißt das Zauberwort. Was wäre dafür besser geeignet als die Kreativität der Menschen? Allein die Pandemie zeigte, dass in relativ kurzer Zeit neue Konzepte und Ideen entstehen können. Wir befassen uns heute mit Free Creativity.
Was treibt Free Creativity an?
Um kreativ zu werden, benötigen wir meist einen gewissen Druck und Stress, der uns antreibt. Wenn uns der Zweck fremd ist, fehlt meist die Motivation überhaupt anzufangen. Not macht eben erfinderisch.
Während der Pandemie entstanden in kurzer Zeit neue digitale Geschäftsmodelle. Neue Konzepte für gemeinsames Arbeiten werden von heute auf morgen umgesetzt. Durch das fern bleiben der Kunden liefern Restaurants ihr Essen mit einem eigenen Lieferservice aus. Dies sind nur wenige kreative Konzepte, welche die Krise ins Leben gerufen hat.
Um zu verstehen, wie Kreativität uns aus der Krise helfen kann, müssen wir uns die Grundbedingungen genauer ansehen. Denn weder Druck noch Stress setzen die Kreativität in uns Frei. Stress, Angst und sogar Unsicherheit führen vor allem zum Hemmen des kreativen Schaffens.
Unternehmen, welche einen künstlichen Druck erzeugen, um aus ihren Mitarbeitern so kreative Ideen förmlich herauszupressen, werden am herrschenden Innovationshype nicht mithalten können. Kreativität ist nun mal keine Ressource, die sich auf Knopfdruck steuern lässt.
Neue Chancen bei Free Creativity?
Wenn die Menschheit vor einer Krise steht, werden einige der bisher geltenden Regeln außer Kraft gesetzt. Bis dato funktionierende Systeme verweigern den Dienst. Dieses Szenario ist geschaffen dafür, die kreativen Energien eines Menschen freizusetzen. Denn nun sind neue Wege gefragt, welche die alten außer Kraft getretenen ersetzen. Es wird in kurzer Zeit nach Möglichkeiten aus der Krise gesucht, welche unter normalen Umständen womöglich Jahre gebraucht hätten. Erst wenn wir bereit sind alte bisher funktionierende Systeme gegen neue Ideen zu tauschen, geben wir der Zukunft ihren Spielraum, den sie braucht.
Trotz der Pandemie ist es jedoch wichtig, keine Ansätze oder Lösungen zu erzwingen. Es ist vielmehr nötig, seine Sinne zu öffnen, um kreative Ideen auch wahrzunehmen. In einer solchen Zeit werden diese wie von allein zu einem kommen, man muss nur optimistisch in die Zukunft blicken wollen. Erst wenn unsere Freiheit für kreative Energien nicht durch Regeln eingeengt wird, werden wir auf neue und zukunftsweisende Ideen stoßen. Dafür müssen allerdings erst einmal bekannte Regeln gebrochen werden.
Free Creativity in der Corona-Zeit?
Während Krisenzeiten heißt es vor allem für Unternehmen, in einen offenen Lernmodus zu schalten in der Rollenerprobungen und Improvisation an der Tagesordnung stehen. Aber auch das Loslassen alter Routinen gehört dazu. Gerade dann ist es Zeit, alte bisher funktionierende Regeln, welche die Krise außer Kraft gesetzt hat, durch neue zu ersetzen. Egal wie merkwürdig sie zunächst erscheinen mögen. Vielleicht existieren sogar schon Ideen irgendwo auf der Welt, welche man adaptieren kann.
Bei der Suche nach neuen visionären Ideen ist es nicht wichtig, ob das Unternehmen groß oder finanzkräftig ist. Einfallsreichtum und der Sinn nach dem großen Ganzen sind wegweisend für kreative Konzepte, die uns aus solchen Krisenzeiten helfen können. Es ist zu beobachten, dass neue Netzwerke um diese Ideen herum entstehen. In einer nie für möglich erachteten Geschwindigkeit wachsen Konzepte, welche man zuvor nie in Erwähnung gebracht hatte.
Rethinking Creativity
Viele Unternehmen sehen Kreativität als gefragten Skill bei künftigen Mitarbeitern. Denn dies gilt als notwendige Bedingung für Innovation. Meist ist, allerdings dass, was aus der Kreativität eines Menschen entstehen kann, mehr als nur eine kurzlebige Innovation, welche nach wenigen Wochen wieder an Bedeutung verliert.
Kreativität ist weit mehr als das. Sie ist das, was Kulturen und Gesellschaften antreibt und entwickelt. Wenn man es genau betrachtet, kann die gesamte Menschliche Evolution und Kulturgeschichte als ein kreativer Prozess angesehen werden. Ohne Entdeckungen, Erfindungen oder Innovationen währen wir heute nicht dort, wo wir angekommen sind. Die Menschheit ist seit Anbeginn darauf fokussiert, die Gesellschaft durch die Zukunft zu bringen.
Der Psychologe Joachim Funke meint, dass Kreativität in den Grundgedanken wie die Evolution funktioniert. Man erschafft zufällige Mutationen und beobachtet welche sich am besten schlägt. Kreativität ist damit auch zu einem Großen Teil durch den Zufall beeinflussbar.
Doch die Menschliche Kreativität schafft deutlich mehr. Der Mensch ist dazu in der Lage die Realität um sich herum wahrzunehmen und weitere Möglichkeiten zu erschaffen. Eine Art „Was wäre wenn?“ Durch diese Art der Realitätsverarbeitung sind wir in der Lage neue Perspektiven auf Dinge zu bekommen, welche wir bis dato als selbstverständlich hielten.
Es scheint das wir erst durch die Corona-Krise und die damit verbundene Verwundbarkeit von Unternehmen und Wirtschafft gelernt haben, umzudenken. Wir sind gezwungen Effizienz und Innovationszwang hinter uns zu lassen und Resilienz und Ergebnisoffenheit Platz zu machen. Dabei ist es nötig, uns auf die wandelnden Umweltbedingungen einzustellen und diese zu managen.
Kreativität der Zukunft: 4 Thesen
- Kreativität ist eine Quelle sinnhafter Innovationen und kein Instrument zur Gewinnmaximierung: Innovationen, welche sich in der Zukunft bewähren, sollen in erster Linie nicht beeindrucken oder viel Aufmerksamkeit auf sich ziehen. Vielmehr sollen sie auf die Sinnfragen, Motive und menschlichem Nutzen bei der Entfaltung der Kreativität angepasst sein. Erst so entsteht ein solides Grundkonzept für die Innovationen von morgen.
- Es wird nicht mehr Management, sondern mehr Möglichkeitsräume benötigt: Die Bildung ist in der Zukunft eine Balance zwischen dem kritischen Umgang mit Wissen und die Möglichkeit zur freien Entfaltung. Bildungs- und Weiterbildungsbereiche begleiten künftig Menschen bei diesem Prozess. Human Ressources wandelt sich zu Human Relations. Denn in Unternehmen sollen die Mitarbeiter bei ihrer Kreativität begleitet werden.
- Die Künstliche Intelligenz ist eine Inspirationsmaschine für die menschliche Kreativität: Viele Menschen sehen Kreativität als eine unberechenbare Kraft. Künstliche Intelligenzen welche künstlerisch-musische Praktiken beherrschen stellen uns daher vor die Frage, ob sich Kreativität durch Algorithmen steuern lassen. Auch wenn es bisher keine eindeutige Antwort auf diese Frage gibt, so lässt sich der Mensch in kreative Prozesse wohl nicht so einfach wegdenken.
- Eine gesellschaftliche Evolution benötigte freie Kreativität: In der Wirtschaft ist augenscheinlich kein Platz für Kreativität. Damit wird Kreativität teil einer post-individuellen Grundhaltung und löst sich von der Funktion, lediglich eine auf ökonomischen Erfolg fokussierte Innovation zu sein. Es geht bei der Kreativität nicht um ständig neues zu erfinden, sondern auch um Wege, bestehendes anders zu sehen. So entstehen zukunftsweisende Wege für die Zukunft.
Free Creativity
Unternehmen müssen überdenken, wo sie ihren Mitarbeitern den Raum und die Freiheit für Kreativität geben wollen. Wo es überhaupt Sinn macht und wo nicht. Die meiste Wirkung haben neue Kreative Ideen dort, wo es um die Wirtschaft geht. Vor allem von Selbstzweck und ökonomischen Zwängen losgelöste alternative Geschäftsmodelle.
In der Pandemiezeit, in der Unternehmen in einem erzwungenen Stillstand stehen, haben sie die Chance sich von bestehenden Zwängen zu befreien und neue Wege zu finden. Wenn man in dieser Zeit nach Kreativen Ideen sucht, sollte man jedoch nicht fest mit diesen planen. Denn sie muss sich von unmittelbaren ökonomischen Zwängen befreien können, um sich frei zu entfalten. Erst dann sind sinnhafte Skizzen für eine mögliche Zukunft möglich. Erst dann können sich unsere Gesellschaft und die Wirtschaft weiterentwickeln.
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