Everything as a Service ist ein Sammelbegriff für alle Dienste die als Service zur Verfügung gestellt werden. Diese reichen von Infrastruktur, Hard- und Software bis hin zur Nutzung menschlicher Intelligenz. Neben den klassischen und bereits etablierten Serviceleistungen wie Infrastructure as a Service, Plattform as a Service und Software as a Service werden heute weitere zahlreiche Services angeboten. Zu diesen Neuerungen gehört zum Beispiel Data Intensive Computing as a Service.
Woher kommt die Bezeichnung XaaS?
Zu Beginn gab es drei grundlegende Services auf, die sich alle Cloud Computing Modelle bezogen: SaaS, PaaS sowie IaaS. Es dauerte allerdings nicht lange, bis Serviceprovider anfingen, ihre eigenen Begriffe einzuführen. Meist geschah dies aus reinen marketingtechnischen Gründen. So entstand eine Vielzahl an Cloud Services mit den unterschiedlichsten Bezeichnungen.
Viele Begriffe sind dank der inflationären Verwendung von “as a Service“ nicht eindeutig sind. Meist erschließt sich dem Nutzer auch nicht sofort, welche Dienstleistungen sich nun dahinter verbergen. Viele Provider benutzen die gleichen Anfangsbuchstaben was dazu führte, dass sich hinter den Abkürzungen eine Vielzahl an diversen Services verbergen. So ist es möglich, dass sich hinter einer einzigen Abkürzung zehn oder mehr unterschiedliche Services verbergen.
Everything: Zuviel für eine Kategorie
Da Everything wirklich eine Menge bedeutet, wurden die damit zur Verfügung gestellten Services unterteilt.
Software as a Service (SaaS)
Man bietet Software nicht länger als Lizenz an, welche der Endbenutzer kaufen kann. Er kann die Nutzung nun als Service beziehen. Ähnlich kann man sich dies wie der Unterschied zwischen einem Autokauf und dem Mieten eines Wagens vorstellen. Vorreiter von Software as a Service sind Webservices wie Microsoft Office 365 oder Google Apps.
Platform as a Service (Paas)
Unter diesem Punkt wird eine integrierte Laufzeit- (und evtl. auch Entwicklungs-) -umgebung als Dienst dem Endverbraucher zur Verfügung gestellt, für die er zahlen muss. Beispiele von Platform as a Serivce sind SAP Cloud Platform, Google App Engine, Force.com sowie Microsoft Azure.
Infrastructure as a Service (IaaS)
Statt den Kunden sich einen Server kaufen zu lassen den er sich zu Hause aufstellt, wird ihm dieser bei Infrastructure as a Serivce zum Mieten angeboten. Für den Nutzer entstehen so eine Vielzahl von Anwendungsmöglichkeiten:
- Kapazität kann bei plötzlichem Wachstum ohne Probleme angepasst werden.
- Anwendungen, die nur einmal benötigt werden, sind bezahlbar.
- Abfangen von Belastungsspitzen.
- Nicht genutzte Kapazitäten können gekündigt werden.
- Eine extra Infrastruktur muss für selten ausgeführte Anwendungen nicht vorgehalten werden.
- Einfaches Softwaretesting ist auf unterschiedlichen Plattformen möglich.
Amazon Web Services ist mit Produkten wie EC2 für Rechenleistung und S3 für Speicher einer der bekanntesten Anbieter von IaaS. Ein deutscher Anbieter von Managementsoftware für heterogene Infrastructure as a Service ist Zimory. SAP bietet ERP-Software an. Neben diesen und anderen Konzernen haben sich auch IT-Dienstleister auf gezielte Service-Administration spezialisiert.
Umstrittene SaaS Kategorien
Während sich die oben genannten Everything as a Service Anwendungen bereits auf dem Markt etabliert haben, gibt es noch weitere die entweder schon vereinzelt Anwendung finden oder noch diskutiert werden. Viele von ihnen existierten bereits vorher, werden im Zuge der Cloudifizierung jedoch nun als Service angeboten. Ihre Zugehörigkeit ist jedoch umstritten.
Artificial Intelligence as a Service (AlaaS)
Unter dieser Bezeichnung werden Ki-Fähigkeiten an Dritte zur Verfügung gestellt. Die Kosten dabei sinken für den Endverbraucher erheblich. Bereits auf dem Markt verfügbare Anbieter sind Amazon (AWS SageMaker), Google (Google Cloud), Microsoft (Azure AI) sowie IBM (Watson). Bereits 2017 erreichte der Artificial Intelligence as a Service ein Volumen von knapp 2,5 Milliarden Dollar. Bis 2025 wird dieser schätzungsweise auf über 77 Milliarden Dollar anwachsen.
Data Intensive Computing as a Service (DICaaS)
Ebenso wie HPCaaS wird bei Data Intensive Computing as a Service eher die wissenschaftlichen Anwendungen von Cloud Computing angesprochen. Hier geht es im Gegensatz zu den meisten anderen Angeboten, weniger um rechenaufwändige Aufgaben. Vielmehr geht es um die Verarbeitung sowie Speicherung sehr großer Datenmengen im Petabyte-Bereich. Ein Beispiel hierfür sind die Datenmengen, die am CERN oder im LHC entstehen.
High Performance Computing as a Service (HPCaaS)
Dieser Bereich beschäftigt sich mit Hochleistungsrechnen und stellt diese als Service zur Verfügung. Bei High Performance Computing as a Service geht es auch darum, Anwendungen aus dem Grid Computing umzusetzen. Damit wird quasi ein Grid als Dienst zur Verfügung gestellt.
Humans as a Service (HuaaS)
Menschliche Intelligenz wird bei Human as a Service wie ein Webservice angeboten. Die Abrechnungsmodelle unterscheiden sich dabei nicht sonderlich zu den anderen Services. Bilderkennung, die ein Computer meist nur schlecht und langsam erledigt, ist ein oft genutztes Angebot von Human as a Service. Auf Marktplätzen wie Amazon Mechanical Turk werden diese Dienste oft angeboten da dort Anbieter sowie Verbraucher zusammenkommen.
Und noch mehr Service
Neben den erwähnten Serviceleistungen gibt es zahlreiche weitere. Darunter:
- Backend as a Service (BaaS)
- Backup as a Service
- Banking as a Service (BaaS)
- Blockchain as a Service (BaaS)
- Business Process as a Service (BPaaS)
- Communications as a Service
- Compliance as a Service
- Consensus as a Service
- Container as a Service
- Content as a Service
- Crime as a Service
- Cybercrime as a Service
- Crypto as a Service
- Data as a Service
- Database as a Service (DBaaS)
- Data center as a Service (DCaaS)
- Desktip as a Service
- Device as a Service
- Disaster-Recovery as a Service
- Encryption as a Service
- Feature Flag as a Service
- Function as a Service (FaaS)
- Games as a Service (GaaS)
- Gaming as a Service (GaaS)
- Graph Database as a Service (GDaaS)
- Graphics as a Service (GaaS)
- Identity as a Service (DaaS)
- Jitsi as a Service
- Kubernetes-Clusters as a Service
- Load Balancer as a Service (LBaaS)
- Logging as a Service
- Metering as a Service
- Messaging as a Service
- Mobilty as a Service (MaaS)
- Monitoring as a Service
- Music as a Service
- Network as a Service
- Personal Computing as a Service (PCaaS)
- (Private) Cloud as a Service
- Ransomware as a Service (RaaS)
- Security as a Service
- Sensing as a Service
- Storage as a Service
- Storage Backend as a Service (SBaaS)
- Supercomputing as a Service
- Surface as a Service
- Workplace as a Service (WaaS)
Darauf sollte man bei XaaS achten
Everything as a Service bringt viele Vorteile mit sich. Doch bei all den XaaS-Modellen sollten einige Dinge beachtet werden. Dies ist unter anderem folgendes:
Sicherheit: Europäische Unternehmen müssen sich an die Datenschutzgesetze halten. Darunter die Datenschutz-Grundverordnung (DSGVO). Vor der Nutzung eines Cloud-Service sollte man sich daher um die Konformitätsangaben des Anbieters informieren. Bei der in der Cloud gespeicherten Daten sollte es sich nicht um solche handeln, die für Dritte großen Wert haben könnten. Dazu zählen Kunden- oder Zahlungsdaten.
Kontrolle: Je mehr Daten dem Cloud-Service anvertraut werden, desto weniger Kontrolle behält man darüber. Es ist daher ratsam sich vorher zu informieren, ob Zugriff auf Backend oder das Monitoring besteht.
Versteckte Kosten: Durch erhöhten Leistungsbedarf können sich höhere Kosten als die zuvor kalkulierten ansammeln. Ebenso kann der plötzliche Wechsel des Anbieters erhebliche Mehrkosten mit sich bringen. Ein Blick auf die Vertragslaufzeit oder dem Abo Modell ist daher ratsam.
Vor- und Nachteile
Der wahrscheinlich größte Vorteil beim Nutzen von Cloud Services ist die Senkung von Kosten. Als Anwender muss man keine Services mehr selbst betreiben sowie keine eigene Infrastruktur bereitstellen. Ein weiterer Vorteil ist, dass man je nach Unternehmenslage flexibel sein Abo Modell anpassen kann und spart so ungenutzte Ressourcen. Ebenso ist eine schnellere Markteinführung neuer Dienstleistungen möglich.
Es gibt aber auch Nachteile. Diese sind meist in den Bereichen Sicherheit sowie Datenschutz zu finden. Die zu verarbeitenden Daten werden an einen Dritten übergeben welcher unter Umständen anderen Datenschutzrichtlinien als wie in Deutschland übliche unterliegt. Besonders außerhalb von Europa können sich so gravierende Unterschiede ergeben. Als Unternehmen welches strengen Richtlinien oder Compliance-Vorgaben unterliegt, sollte man bei der Wahl der Services oder Serviceprovider mit großer Sorgfalt vorgehen.
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