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Grüner Antrag

Längst haben das teure Auto, das schickste Haus oder das größte Boot ihren Rang als Statussymbole verloren. In der heutigen Zeit ist der soziale Status relativ geworden.

Statussymbole: Mein Auto, mein Haus, mein Boot

Die meisten klassischen Statussymbole haben bereits ihre Glanzvollen Jahre hinter sich. Diejenigen, welche heute noch Macht besitzen, tragen deutliche Rostspuren. Hinter jedem heute nicht mehr gefragten Produkt steckt eine ganze Reihe an Entwürfen und Konzepten, welche in der Zukunft immer weniger gefragt sind.

Einen sozialen Status gibt es genau so wenig wie es Statussymbole gibt. Denn sind es immer nur kleine Gruppen und nicht die breite Masse, welche sich von materiellen Dingen fasziniert zeigen. Die Smartwatch wird wenig bis kaum Anerkennung unter den Schuhliebhabern finden. Genau so wird die teure Kaffeemaschine bei Nicht-Kaffee-Trinkern nur eine weiter Kaffeemaschine sein.

Was sich heute Statussymbol nennt, ist einfacher und nicht direkt als teurer Gegenstand zu erkennen. Doch der wohl deutlichste Unterschied zu seinen Vorgängern ist, dass er nicht mehr universell ist.

Bisschen Bio?

Längst ist die Zeit von „Haste was, biste was“ vorbei. Wer über finanzielle Kaufkraft verfügt, verfügt noch lange nicht über ein hohes Ansehen. Lediglich bei Anhängern der „Proll-Professionals“ zählen die klassischen Luxusgüter wie dicke Autos weiterhin als Symbole ihres Erfolgs. Sie rümpfen die Nase, wenn es heißt, nachhaltige Mobilität gilt als neuer Luxus.

Gerade unter den „Besser“ Verdienen hat sich das „Stealth Luxury“ Konzept durchgesetzt. Sie setzen auf Statussymbole in Form von Luxusgütern, welche auf den ersten Blick nicht als solches zu erkennen sind. Beispielsweise durch teure Kleidung oder Uhren welche als Erkennung eben kein sichtbares Markenlogo enthalten.

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©bruno bissig auf Pixabay

Auch jetzt ist Kleidung weiterhin mit dem sozialen Rang verbunden. Jedoch werden faire und nachhaltig produzierte Stücke dem Kauf der Louis-Vuitton-Tasche vorgezogen. Doch auch in der neuen Rubrik gibt es bereits Marken, welche sich als neue Statussymbole hervorgetan haben. Denn faire Klamotten heißen nicht zwangsweise, dass sie auch günstig sind. Eine Nudie-Jeans oder ein aus Plastikmüll recyceltes Shirt ist nicht für jeden Geldbeutel zu haben. Das macht auch sie exklusiv und damit ideal für die Statussymbole der Zukunft.

Selbst auf den Straßen der Städte hat sich das Bild gewandelt. Das dicke teure Auto musste dem Fahrrad als neues Statussymbol weichen. Dabei ist für jeden Geschmack und für jeden Geldbeutel etwas dabei. Von Fixie Bikes, wieder in die Mode gekommenen Retrobikes bis hin zu High-End Designerrads gibt es nichts, was nicht käuflich zu erwerben wäre. Und wer eines der begehrten State oft he Art Fahrräder besitzt, wird dieses nicht nur wie seinen Augapfel hüten, sondern auch immer, wenn sich die Gelegenheit bietet der Öffentlichkeit präsentieren. Natürlich gehören diese Fahrräder nicht mehr eingesperrt in einen dunklen Keller. Sie zieren die Wände der neuen elitären Gesellschaft. Und auch wer sich nicht von seinem Auto als Statussymbol trennen mag, ist auf eine smarte und elektrische Variante umgestiegen.

Selbst die einstigen Statussymbole in den eigenen Vier Wänden haben ihre Bedeutung verloren. Fas früher nur der Oberschicht vorbehalten war, wie etwa die Stereoanlage oder Spielkonsole, ist mittlerweile in der breiten Masse vertreten. An ihrer Stelle tritt der Drang, alles selbst zu machen. Do-it-Yourself Begeisterte stürmen am Wochenende die Baumärkte, um alles Nötige zu besorgen. Sie wollen bauen, werkeln, basteln, kochen und einmachen. Wer dazu noch sein eigenes Gemüse anbauen kann, hat den Jackpot gezogen. Auch das Gästen servierte Mahl, zubereitet aus Zutaten aus dem eigenen (urbanen) Garten, ist ein Sozialstatus, den man mit keinem Geld der Welt kaufen kann.

Der Werdegang ist zweitrangig

Die Mitgliedschaft im teuren High-Class-Golfclub, der Doktortitel oder das dicke Managergehalt spiegeln heute nicht mehr das hohe soziale Ansehen wider, wie sie es noch vor wenigen Jahren getan haben. Wer heute sozial hoch hinaus will, muss dies nicht mehr zwangsweise auf der Karriereleiter tun.  Auch sportliche Herausforderungen, welche in der Freizeit absolviert werden, können für die gewünschte soziale Anerkennung sorgen. Wer in seiner freien Zeit die spannendsten Geschichten erlebt und die außergewöhnlichsten Fotos auf Instagram & Co. präsentiert, ist interessanter als der Fahrer eines dicken Luxusautos. Denn wer auf seinen Reisen viel herumgekommen ist, hat viel zu erzählen und gilt als weltoffen.

Von Supervätern und bedauernden Müttern

Zwei Millionen Likes für ein Foto beim Wickeln der eigenen Tochter. Selbst für Mark Zuckerberg ist diese Reaktion auf einen Post gewaltig. Wo die Vaterschaft seit Jahren im Ansehen wächst, schwindet diese bei dem weiblichen Gegenpart. Die Mutterschaft verliert die bis dahin unhinterfragte Attraktivität und damit verbundene Anerkennung.

Statussymbole
©Peter H auf Pixabay

Familienväter, welche bis spät auf der Arbeit sind, anstatt sich um ihre Familie zu kümmern, haben es ebenso schwer wie Frauen welche „nur“ Hausfrauen und Mütter sein wollen. Dahingegen ernten Väter die stolz ihren Kinderwagen vor sich herschieben und Frauen die Kinder und Karriere wollen, mehr anerkennende Blicke wie früher.

Nicht erst seit der #RegrettingMotherhood-Debatte im Jahr 2015 ist die Mutterschaft ein umstrittener Status. Wenn sich immer weniger Frauen für das Muttersein als höchstes Ziel entscheiden, verliert dieses schnell seine Bedeutung als Statussymbol. Denn nur wenn die Masse sie als solches akzeptiert, funktionieren sie.

Gewollte Abgrenzung

In diesen Jahren erleben wir den Wandel unserer grundsätzlichen Wertevorstellungen. Die Steigerungslogik von mehr haben, mehr leisten, mehr sein, hat an Bedeutung verloren. Die einstigen Statussymbole wie großer Besitz, hohes Einkommen und große Macht haben ihre Ränge verloren. Zu mindestens fürs erste. Denn die faire Kleidung, der Bio-Einkauf oder das Retro-Fahrrad sind zwar Dinge die immaterielle Werte verkörpern, jedoch am Ende wieder nur für wohlhabende Kreise zugänglich sind.

Auch wenn sich die Statussymbole ändern, bleibt der Wunsch, sich von anderen abzuheben. Dies scheint ein menschliches Urbedürfnis zu sein. Man möchte sich einer bestimmten Gruppe zugehörig zeigen. Aus diesem Grund gibt es weiterhin von uns selbst bestimmte Normane, Kategorien und Schubladen, welche uns und andere bestimmen. Im vergleich zu damals ist dieses Ordnungssystem allerdings komplexer und flexibler geworden.