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Smartwatch, Fitbit und Co. haben alle eines gemeinsam: Sie helfen uns, unsere Körper eigenen Daten zu analysieren und zu verstehen. Haben wir genug geschlafen? Uns genug bewegt? Klappt das mit dem Abnehmen? Self-Tracking liefert uns die Antworten auf all diese Fragen und noch viel mehr.

Die Geschichte der Smartwatch

1975, also lange bevor die erste Apple Watch ihren Besitzer fand, gab es den „Time Computer Calculator 901“. Dieser lieferte Rechenergebnisse per Knopfdruck. Diese Uhr für das Handgelenk der Firma Pulsar wird auch als Urvater aller Smartwatches bezeichnet. Da es damals noch keine Touchdisplays gab, mussten die winzigen Eingabeknöpfe mit speziellen Stiften bedient werden.

Doch auch nach der Erfindung von Touchdisplays, gibt auch vierzig Jahre später noch Geräte (Smartphones und Tablets) welche mit Eingabestiften verkauft werden. Dies zeigt das nicht nur in Sachen Smartwatch der „Time Computer Calculator 901“ ein Vorreiter war.

Auch Apple lernte schnell, wie man identische Hardware in Uhren zu deutlich unterschiedlichen Preisen verkaufen kann. So kostete die streng limitierte hochkarätige Goldversion des Urahnen aller Computeruhren 4.000 Dollar. Mit Stahlgehäuse gab es das ganze schon für etwa 50 Dollar.

2004 brachte Microsoft-Gründer Bill Gates zusammen mit dem Schweizer Uhren-Giganten Swatch die Smartwatch „Swatch Paparazzi SPOT“ heraus. Dem Konzern gehören klassische Uhrenmarken wie Omega, Tissot oder Longines. Da es zu der Zeit noch keine Smartphones gab, bezog man die Daten über UKW-Funksender. Diese waren allerdings nur in den Ballungsgebieten der USA zu empfangen. Wer wo anders eine solche Smartwatch erwarb, konnte sie lediglich als normale Uhr verwenden.

Die Funktionen einer Smartwatch

Heute Smartwatches sind kleine Wunderwerke am Handgelenk und fast für jeden Geldbeutel zu haben. Da ist es nicht verwunderlich das es für viele normal ist, seine persönlichen Körperdaten zu erfassen und zu analysieren.

Zu den Standardprogrammen der heutigen Uhren gehört die Erfassung von:

  • Schlafrhythmus
  • Kalorienzufuhr
  • Gelaufene Kilometer / Schrittzähler

Self-Tracking, also die Erfassung der eigenen Daten, ist der passende Begriff für Smartwatch Benutzer. Denn dabei steht „Self“ im englischen für „Selbst“ und „to track“ für „verfolgen, überwachen“. Nicht so oft wird auch die Bezeichnung „Lifelogging“ verwendet. Dabei steht das englische „to log“ für „protokollieren“. Bei der eigenen Selbstvermessung helfen die Hauseigenen Apps der Smartwatches. Durch die einfache Anwendung sind die handlichen Computer längst nicht mehr nur im Profisport zu finden. Durch eine visuelle Darstellung der Daten können selbst Laien rasch ihre Ergebnisse auswerten.

Die Quantified-Self-Bewegung

Ärzte legen uns die Daten vor: sieben bis neun Stunden gesunder Schlaf, 10.000 Schritte am Tag sowie 2000-25000 Kalorien, so sieht der für uns empfohlene gesunde Tag aus. Da wird schnell klar, weswegen immer mehr Menschen zu Apps greifen, welche ihre Daten überwachen und analysieren.

Was vor ein paar Jahren nur eine Minderheit nutzten, bekam 2007 durch die Journalisten des amerikanischen Magazins „Wired“, Gary Wolf und Kevin Kelly mit dem Blog Quantified Self eine eigene Plattform. Heute ist es daher nicht verwunderlich das es eine ganze Industrie rund um die Lust am Vermessen gibt. Sensoren in den Schuhen sowie Fitbit-Band ist für die Mitglieder: innen der Quantified-Self-Bewegung selbst gewollter Alltag. Ihre Anhänger sammeln Daten über ihren eigenen Körper, verfolgen ihre Schritte und Kalorien und überwachen ihren Schlaf. Geteilt wird dieses zum Vergleichen in den sozialen Netzwerken.

In der Bundesrepublik wurde diese Bewegung durch den Blogger und Digital-Health-Berater Florian Schumacher bekannt. Dieser fing zuerst an seine Finanzen zu überwachen, dann seinen Schlaf und am Ende sogar sein Blutbild. Er selbst sagt, dass er durch diese Daten sportlich aktiver geworden ist. Auch hat er viel über seine eigene Ernährung gelernt. Zudem sei dies viel billiger als einen Personal Trainer zu engagieren.

Blindes vertrauen

Wer eine Smartwatch benutzt, lässt sich per Nachricht gerne an Dinge wie seine tägliche Sporteinheit erinnern. Die eigenen Ziele in einfachen Darstellungen spornen mit den bisherigen Erfolgen regelmäßig zu besseren Leistungen an. Dabei ist jedoch nicht zu vergessen, dass kaum eine Self-Tracking-App zu 100% korrekt arbeitet. Daher sollten den Daten und Analysen auf dem Touchdisplay nicht einfach blind vertraut werden. Bei größeren sportlichen sowie gesundheitlichen Entscheidungen sollte nach wie vor ein Arzt des Vertrauens hinzugezogen werden.

Datenschutz und Smartwatches

Wer seine Smartwatch mit all ihren Gadgets und Funktionen benutzen möchte, sollte sich vom Schutz seiner eigenen Privatsphäre verabschieden. Damit der kleine Computer seinen Dienst richtig verrichten kann, muss sein Besitzer vorher persönliche Dinge wie Alter, Gewicht, Geschlecht oder Ernährungsgewohnheiten preisgeben.

Damit nicht genug. Während der Benutzung der Uhr, beispielsweise des Trackers des eigenen Schlafes, werden fleißig Daten gesammelt. Diese gelangen nicht nur an den Nutzer oder die Nutzerin, sondern auch an den Anbieter der App. Nicht nur diese Tatsache ist aus Datenschutzsicht problematisch, sondern auch das viele Dienste an Soziale Netzwerke gekoppelt sind. Damit landen viele dieser Daten auch bei Twitter, Facebook und Co. Denn für viele Smartwatch Besitzer: innen ist es schon zum Alltag geworden, absolvierte Schritte mit Freunden in den sozialen Medien zu teilen.

Wer dies schon bedenklich findet, sollte darüber nachdenken, dass GPS-fähige Geräte zusätzlich Positions- und Standortdaten sammeln.

Kapital mit gesammelten Daten

Der Lehrer trägt eine, die beste Freundin trägt eine, ja sogar die eigene Mutter trägt eine. Da fällt es schwer sich nicht selbst eine Smartwatch zuzulegen und beim Self-Tracking mitzumachen. Aber auch wenn es heutzutage schon selbstverständlich ist, diese kleinen Computer zu benutzen, sollte man sich dessen Nachteile bewusst werden. Denn der Benutzer und die Benutzerin sind nicht die einzigen, welche Zugang zu den dort preisgegebenen persönlichen Daten hat. Meist ist es auf den ersten Blick nicht ersichtlich, wer am Ende alles Zugang zu diesen sensiblen Daten hat. Die Gefahr von Missbrauch und deren Folgen sind nicht zu unterschätzen.

In den Vereinigten Staaten integrieren manche Unternehmen diese Fitness-Armbänder bereits in ihre betriebliche Gesundheitsvorsorge. Dadurch sollen Krankenstände verringert und die Gesundheitskosten verringert werden. Aber auch in amerikanischen Versicherungsunternehmen spielen Wearables und Self-Tracking-Apps eine immer größere Rolle. Erreichen die Kunden und Kundinnen bestimmte Fitness-Ziele, winken dort Belohnungen und Vergünstigungen.

In Deutschland startete 2016 Generali mit einem ähnlichen Tarif. Dieser sollte gesundheitsbewusstes Verhalten belohnen. Verfolgt wird dies vor allem durch aufgezeichnete Daten von Smartwatches. Es zeigt sich das Tracking-Daten bei Versicherungen zur Risikoeinschätzung große Attraktivität genießt.

Vor- und Nachteile des Self-Tracking

Jeder, der mit dem Kauf einer Smartwatch oder ähnliches liebäugelt, sollte sich über ihre Nachteile aber auch ihrer Vorteile im Klaren sein.

Vorteile

  • Bei unruhigem Schlaf oder bestehenden Einschlafschwierigkeiten kann es sinnvoll sein, die eigenen Schlafphasen zu tracken und zu analysieren.
  • Das Messen der eigenen Gesundheitswerte können ebenfalls einen gesunden Blutdruck und ein gesundes Herz-Kreislauf-System fördern.
  • Raucher können die Unterstützung der App nutzen, wenn sie mit dem Rauchen aufhören möchten.
  • Frauen haben mit den Apps ihren Menstruations-Zyklus besser im Blick. Damit sind Unregelmäßigkeiten schneller erkennbar sowie der ungefähre Eisprung. (Diese Apps sollten nicht als alleinige Verhütungsmethode genutzt werden)

Nachteile

  • Es kann mit einer Smartwatch schnell passieren, dass die persönlichen Daten in falsche Hände geraten. Daher sollte man sich beim Self-Tracking vorher genau überlegen, was man von sich preisgeben möchte.
  • Wenn möglich, ist auf Apps sowie Geräte zu verzichten, welche die Daten ausschließlich in einer Cloud speichern. Die eigenen Daten sollten nur lokal gespeichert oder in einem Notizbuch notiert werden.
  • Nur einen Anbieter zu nutzen, erhöht das Risiko, das dieser ein aussagekräftiges und vollständiges Profil des Nutzers oder der Nutzerin erstellen kann. Es ist daher zu empfehlen mehrere unterschiedliche Anbieter zu nutzen.
  • Um die meisten Apps uneingeschränkt nutzen zu können, muss man sich vor der Benutzung registrieren. Man sollte sich daher vorher einmal selbst fragen, was man mit seinen gemessenen Daten überhaupt anfangen möchte und ob sich diese Registrierung lohnt.

Es ist klar zu erkennen, dass der unzureichende Datenschutz bei vielen Self Produkten ein großes Manko ist. Problematisch ist dabei die Unwissenheit der App-Entwickler, welche nicht mit den notwendigen Anforderungen vertraut sind. Auch können Apps, welches aus den USA oder Asien stammen, ein anderes Rechtsverhältnis aufweisen als Beispielsweise für Nutzer und Nutzerinnen in der Bundesrepublik.

Potenzial noch nicht ausgeschöpft

Auch wenn sich heute bereits vieles mit einer Smartwatch oder anderen Wearables erledigen lässt, ist ihr Potenzial bei weitem noch nicht ausgeschöpft. Die Weiterentwicklungen der letzten Jahre, wie die mobile Bezahlung oder die Steuerung von Smart-Home-Anwendungen zeigen, dass noch viel aus diesen Dingern herauszuholen ist.

Ein weiterer Trend, welcher vor allem bei Eltern beliebt sein dürfte, ist das Tracken der eigenen Kinder mit Hilfe von Smartwatches. Anhand von GPS-Daten der Uhren ihrer Kinder, können Eltern so jederzeit den Standort ihrer Kleinen verfolgen. Ob das Gefühl der gesteigerten Sicherheit den Vertrauensbruch mit den eigenen Kindern aufwiegt, muss wohl jedes Elternpaar mit sich selbst ausmachen.

So bleibt am Ende abzuwägen, ob die Aufzeichnung der eigenen körperlichen Leistungen oder die anderen Gadgets die übermittelten Daten an Dritte gerechtfertigt.

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