Die Beweggründe der Sharing Economy, der Wirtschaft des Teilens, sind vielfältig: Nachhaltiger wirtschaften, bewusster konsumieren und Ressourcen effizienter nutzen. Immer öfters stellen wir uns die Frage, warum wir etwas besitzen sollen wenn man es auch mieten, ausleihen oder mit anderen gemeinsam nutzen lässt.
Kein neuer Gedanke
Der Gedanke Dinge zu teilen ist nicht neu. Doch in Zeiten von Ressourcenknappheit rückt der kollaborative Konsum wieder in den Vordergrund.
Vielen dürften den Begriff Sharing Economy von den bekannten Plattformen wie Vinted, Airbnb oder nebenan.de kennen. Es gibt jedoch Bereiche, in denen diese Economy schon fest etabliert ist. In der Landwirtschaft beispielsweise schließen sich Landwirte und Landwirtinnen zusammen, um gemeinsam die sonst teuren Geräte wie Fahrzeuge oder Erntemaschinen gemeinschaftlich zu nutzen.
Bibliotheken, Autovermietungen oder Skiverleihe gehören ebenfalls zu diesen Sharing-Modellen.
Im Gegensatz zu diesen Angeboten, welche meist von Unternehmen oder öffentlichen Händen angeboten werden, gilt die Sharing Economy auch für Privatleute welche sich dank sozialen Medien, dem Internet und Smartphones heute besser vernetzen und austauschen können. Was damals mit geteilter Kleidung, Werkzeug, Essen und sonstiges als private Nachbarschaftshilfe begann, wird heute sogar von Unternehmen regelrecht kommerzialisiert. Diese stellen Vermittlungsplattformen zur Verfügung, welche über ein Zahlungs- und Bewertungssystem verfügen. Dort können (Klein-) Unternehmen und Privatpersonen alles anbieten, was sie gar nicht mehr oder vorübergehend nicht mehr brauchen. Interessenten können diese Dinge dann kaufen, mieten oder leihen. Dabei kann es sich um ein Produkt, Räumlichkeiten oder Dienstleistungen handeln.
Begriffserklärung & Herkunft
Sharing Economy bedeutet wörtlich übersetzt Wirtschaft des Teilens und meint, dass man Gegenstände, Flächen, Räume oder Fahrzeuge anderen ausleiht oder gegen andere Gegenstände tauscht. Sogar das Teilen von Informationen und Wissen fällt darunter. Personen, die solch ein Angebot wahrnehmen, werden darauf nicht zu dessen Eigentümern, sondern nur zu einem vorübergehenden Nutzer da Produkte und Dienstleistungen lediglich vermietet und nicht verkauft werden.
Die Moderne Sharing Economy hat während der Finanzkrise ab 2007 in den USA ihren Ursprung. Da das Geld knapp wurde und die Menschen gezwungen waren zu sparen, stieg der Bedarf an günstigerem Konsum etwa durch das Teilen und Leihen. In dieser Zeit entstanden einige der heute noch beliebten Sharing-Modelle wie Carsharing oder Mitfahrgelegenheiten.
Bisher gibt es jedoch keine einheitliche Definition von Sharing Economy. Doch bereits seit den 1970er ist der Begriff des kollaborativen Konsums in Gebrauch.
Doch alle Definitionen haben ein Motto gemeinsam: Access over Ownership (Zugang vor Eigentum / Benutzen statt Besitzen).
Ziele und Modelle
Es gibt viele soziale, umweltbezogene und wirtschaftliche Gründe, die für Sharing Economy sprechen.
- Nachhaltigkeit & Umweltschutz
- Geringerer Ressourcenverbrauch
- Soziale Kontakte & Zusammenhalt
- Gemeinschaftlicher Konsum
- Dauerhafte Nutzbarmachung von Produkten
- Monetarisierung ungenutzten Potenzials
- Bessere Kapazitätsauslastung
Genau so vielfältig wie die Ziele, sind auch die verschiedenen Sharing-Modelle. Sie sind mittlerweile in den verschiedensten Branchen angekommen und immer dort zu finden wo es möglich ist etwas zu teilen, zu tauschen, zu verleihen oder zu vermieten. Dabei wird zwischen drei Kategorien unterschieden:
- B2C (Business-to-Consumer): Ein Unternehmen gibt Güter wie Carsharing oder Veranstaltungsräume an Privatpersonen weiter.
- B2B (Business-to-Business): Ein Unternehmen stellt einem anderen Unternehmen Güter wie Geräte, Büroflächen oder Fahrzeuge zur Verfügung.
- P2P (Peer-to-Peer): Hier verkaufen, tauschen, verleihen oder vermieten Privatpersonen ihr Eigentum an andere Privatpersonen. Lediglich dafür genutzte Plattformen, Tauschbörsen oder Mitfahrgelegenheiten werden von Unternehmen gestellt.
Auch wenn es Menschen gibt, die ohne Soziale Medien & Co Sharing Economy betreiben, sind es doch die Onlineplattformen, über die die meisten Interaktionen stattfinden. Bekannte Beispiele dafür sind:
- Netflix: 1997 begann der bekannte Streaming Anbieter für Filme und Serien als Online-Videothek. Was früher mit dem Versenden von DVDs und Blu-Rays begann, läuft heute vollständig digital.
- Rebuy: Hier können gebrauchte Medien, Elektronikartikel, Bücher und sogar Kleidung verkauft werden. Das Geld kann man sich entweder auszahlen lassen oder sich für andere Gegenstände auf der Onlineplattform entscheiden.
- Airbnb: Auf der wohl größten Plattform für die Vermietung von privaten Wohnungen und Häuser auf Zeit, erfreut sich großer Beliebtheit.
- Uber: Was in den USA weit verbreitet ist, bahnt sich langsam auch seinen Weg durch Deutschland. Statt eines Taxis kann man hier lizensierte Fahrer rufen, welche einen mit dem eigenen Fahrzeug fahren.
- Too Good To Go: In dieser App können Unternehmen wie Restaurants oder Supermärkte ihre überschüssigen und unverkauften Lebensmittel an Verbraucher anbieten anstatt sie wegzuwerfen.
Vorteile und Kritik
Die meisten Vorteile der Sharing Economy dürften schnell bewusst werden. Es werden weniger Ressourcen verbraucht und so die Umwelt geschont. Auch hilft es, dass wir bewusster konsumieren. Wer nicht viel Geld hat, kann mit Sharing Economy einiges sparen und andere können sich so etwas dazu verdienen.
Allerdings gibt es auch Zweifel und Kritik an dieser Art des Konsums.
- Auch wenn es Möglichkeiten des Sharings in der direkten Nachbarschaft gibt, benötigt man doch für die meisten Angebote einen Internetzugriff und oft auch eigene Apps.
- Die Nachhaltigkeit ist bei einigen angebotenen Dingen nicht gegeben. Uber erhöht nachgewiesenerweise die CO2-Emissionen, Airbnb verschärft die Wohnungsnot und bei Online-Secondhand-Plattformen kommt nicht selten noch Versandkosten hinzu.
- Klassische Branchen werden verdrängt wie beispielsweise das Taxi- oder Hotelgewerbe.
- Plattformen, welche Eigentümer und Nutzer zusammenbringen, sind zwar nicht im Besitz der geteilten Produkte oder Ressourcen, verdienen aber daran.
Sharing Economy und die Gesamtwirtschaft
Für die gesamtwirtschaftliche Situation birgt die Sharing Economy sowohl Chancen als auch Risiken. Unternehmen müssen sich auf die neue Konkurrenz einstellen. Einige vielleicht sogar ihr Geschäftsmodell anpassen.
Anbieter, die indirekt für die Plattformunternehmen arbeiten, haben oft keinen Arbeits- oder Kündigungsschutz und keinen garantierten Mindestlohn. So etwas kann schnell zu einer Scheinselbstständigkeit führen.
Nicht alle privaten Anbieter in Deutschland versteuern ihre Einnahmen und Nebenverdienste ordentlich. Auch sind nicht alle beim Finanzamt als selbstständig gemeldet. Durch Datenschutzgesetze ist es schwierig, dies zu kontrollieren.
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