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Stealth Luxury: Vorbei sind die Zeiten von Glanz und Glamour am Handgelenk oder um die Hüfte.  Die neue Elite hat dem Statuskonsum abgeschworen und folgt nun dem Kodex des Stealh Luxury. Doch was heißt das genau?

Stealth Luxury: Die neue Generation von Statussymbolen

Die Elite von Morgen trägt Statussymbole mit zwei Komponenten.

Insider-Codes: Diese verraten Eingeweihte das der Träger ein aufgeklärtes und kultiviertes Bewusstsein hat.

Perfekte Tarnung: Unauffällig ist das neue auffällig. Das neue Statussymbol muss so unscheinbar sein das es der breiten Masse gar nicht erst auffällt.

Die Oberschicht Deutschlands hat einen genauen Plan: Sie möchte ihren neuen elitären Lebensstil kultivieren und gleichzeitig für ihr sozialverträgliches Zeichen von der Mittel- und Unterschiecht geliebt werden. Oder zu mindestens nicht mehr dafür in der Öffentlichkeit stehen. „Stealth Wealth“ oder „Stealth Luxury“ heißen die Zauberworte. Denn sie meinen genau dass: Während der Träger ein Statussymbol trägt, welches für die meisten nicht als dieses erkennbar ist, hat es für die wenigen Eingeweihten ein genaues Signal.

Es läuft seit je her gleich ab. Jenen die bereits gutes Geld haben, wird weiterhin gegeben. Sie profitieren mehr als die Mittel- und Unterschicht von Dividenden, steigenden Mieten und diversen Anteilen. Dabei wird der Trichter von Arm zu Reich immer länger und nach oben hin immer dünner. Dies führt dazu das sich der Anteil mit Personen welche über hohe Besitztümer verfügen immer kleiner wird, doch ihr Reichtum wächst weiter.

Elite unter sich

Während es vor nicht allzu langer Zeit noch üblich war, dass Ärzte Krankenschwestern heirateten, so hat sich das Bild heute großenteils gewandelt. Denn vier Fünftel alle Ehen in der Elite werden innerhalb dieser Elitären Schicht geschlossen. So verschwindet der Brauch aus dem 19. Jahrhundert, in dem eine Heirat noch von den Elternhäusern überwacht wurde und macht Platz für eine Ehe auf Augenhöhe. Dieser Trend ist in den Industrieländern ein wesentlicher Faktor für die soziale Desintegration.

Doch wie kommt es, dass so etwas nicht zu stärkeren sozialen Spannungen oder sogar zu offenen Konflikten führt? Die Antwort ist simpel, denn die neue Elite bewegt sich scheinbar unsichtbar in der Masse. So wie sie darauf achten, selbst nicht aufzufallen, sind auch ihre Wohnungen unscheinbar.

Ein Artikel in der „Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung“ zeigte, dass die Elite des Landes sich selbst nicht mal als reich ansieht, sondern für ganz normal.

Schluss mit auffälligem Konsum

Thorstein Veblen nannte 1899 in seiner „Theory oft he Leisure Class“ den auffälligen Konsum der „feinen Leute“ „Conspicuous Consumption“. Dieser Konsum verlief nicht im Verborgenen, sondern provokativ und öffentlich. Frei nach dem Motto, ein hohes Ansehen kommt von finanzieller Stärke. Noch bis weit in die Wirtschaftswunderzeit galt die Maxime „Haste was, biste was.“

Der Soziologe Pierre Bourdieu konnte erst in den 1970er einen Riss in diesem Verhalten erkennen. Die teuren offensichtlich zur Schau gestellten Luxusgütern machen Platz für ökonomisches, soziales und kulturelles Kapital. Der Status wird heute durch einen erlesenen Stil und „guten Geschmack“ begründet. Dazu gehören ein tieferes Verständnis und Interesse für Kunst. Dieses Interesse für Kunst ist ein „Insider-Code“.

Es erschienen einige Bücher zur Verschiebung der Statussymbole der Oberschicht. Doch Zitate aus diesen liest man heutzutage nur noch selten. Womöglich schien alles dort Beschriebene bereits zu vertraut. Doch noch heute spiegeln die dort enthaltenen Texte die elitäre Oberschicht wider.  Es gibt genaue Angaben zu Ausgaben, welche als tugendhaft gelten. Andere werden als vulgär erachtet. Somit definiert Stealth Luxury was es heißt, ein kultivierter Mensch zu sein. Zu mindestens in elitären Augen. Wer sich an den neuen Code hält, kann einfach mehrere Millionen im Jahr für diverse spirituelle oder intellektuelle Dinge ausgeben und zeitgleich beweisen, wie wenig ihm materieller Besitz bedeutet.

Damit möchte man mehr erreichen als nur das Wechseln einer Sportart nur weil diese nun auch die unteren Schichten für sich entdeckt hat.  Es ist vielmehr ein Bescheidenheitsgebot. Doch es zeigen sich bereits Anzeichen, dass diese Art von Statussymbol bereits ersetzt wird. In Russland haben Milliardäre hochgeschnittene Hainbuchen oder die Elite aus China wird immer öfters mit ihren Schweizer Luxusuhren abgefilmt.

Neue feine Unterschiede

Den bekannten Luxusmarken wird beim „Stealth Luxury“- Trend ihr Wiedererkennungswert zum Verhängnis. Dafür profitieren kleinere Labels welchen meist nur Kennern etwas sagen. Diese können meist auf eine lange Tradition sowie überragende handwerkliche Qualität aufweisen.

In einer Luxusgüterstudie von Bain & Company heißt es, dass heute mehr dezente Designs gefragt. Diese sollen allerdings eine sehr hohe Verarbeitung und edelste Materialien aufweisen. Ihren Wert sollen nur Insider kennen. Dabei gewinnen vor allem kleine und edle Marken an Prestige. Als Beispiele werden der österreichische Schuhmacher Ludwig Reiter, der italienische Kaschmirspezialist Loro Piana oder Qiveut genannt. Letzteres ist eine Manufaktur aus Alaska welche Strickwaren aus dem Fell von Moschusochsen herstellt.

Bei den Uhren punkten vor allem schlichte Zeitmesser aus kleineren Manufakturen, Vintage-Uhren sowie limitierte Editionen. Wo eine Rolex von der breiten Masse schnell erkannt wird, sieht eine schlichte Patek Philippe oder Jager-LeCoultre für den Laien wie eine gewöhnliche Kaufhaus-Uhr aus.

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