Gemeinnützige Unternehmen verdienen Geld für die gute Sache. Damit passen sie zum Zeitgeist unserer Gesellschaft. Doch wie sozial sind Sozialunternehmen? Eine feste Definition fehlt.
Sozialunternehmen in Deutschland
In Deutschland gibt es viele Begriffe für ein gemeinnütziges Unternehmen: Social Entrepreneurship, Social Business und Sozialunternehmen. Egal für welchen Begriff man sich entscheidet, haben alle Unternehmen eines gemeinsam. Sie wollen keinen eigenen Profit erwirtschaften, sondern zur Lösung eines gesellschaftlichen Problems beitragen.
Im Gegensatz zu anderen Ländern, gibt es hier noch keine gesetzliche Definition. Das Social Entrepreneurship Netzwerk Deutschlands (SEND) hat jedoch eine Arbeitsdefinition entwickelt. Mit diesem entscheidet er auch über neue Mitglieder.
Diese Definition besagt über Social Entrepreneurship aus, dass:
- Das Hauptziel des Unternehmens ist die Lösung gesellschaftlicher Herausforderungen
- Dieses Ziel wird durch unternehmerische Mittel erreicht
- Zum Erreichen werden neue innovative Lösungen gefunden
- Kontrollierende und steuernde Mechanismen werden sichergestellt, so dass die gesellschaftlichen Ziele gelebt werden können.
Anhand der 17 Nachhaltigkeitsziele der Vereinten Nationen entscheidet der Verein, ob ein Unternehmen zur Lösung eines gesellschaftlichen Problems beiträgt. Zu diesen Zielen gehören beispielsweise bezahlbare und saubere Energie oder die Beseitigung von gesellschaftlichen Ungleichheiten. Um in den Verein aufgenommen zu werden, muss ein Unternehmen mindestens eines dieser Ziele einhalten.
Beispiele für aufgenommene Unternehmen sind die Suchmaschine Ecosia welche mit den Gewinnen aus Werbeanzeigen Bäume pflanzt und die Organisation Arbeiterkind. Diese unterstützt junge Menschen, welche im Gegensatz zum Rest ihrer Familie studieren wollen.
Werden Sozialunternehmen überhaupt benötigt?
Deutschland ist ein starker Sozialstaat. Die Wohlfahrt mit ihren nicht-staatlichen Trägern wie die Kirche oder das Rote Kreuz haben hierzulande eine lange Tradition. Sozialunternehmen sind aber keineswegs als Konkurrenz anzusehen. Vielmehr sind es Erweiterungen und Innovationsmotoren, denn bestehende Unternehmen haben es oft schwer, sich für die Herausforderungen der Gegenwart oder Zukunft zu rüsten. Die Lösungen dazu, könnten Sozialunternehmen bieten. Beispielsweise bei aktuellen Themen wie den Klimawandel oder die Digitalisierung.
Viele Sozialunternehmen finanzieren sich durch den verkauf von Produkten oder Dienstleistungen. Auch werben viele um Spenden oder Crowdfunding-Unterstützung. Alternativ beziehen sie Fördergelder von Bund, Ländern und der EU. Daher kann es auch stark von Unternehmen zu Unternehmen variieren, wie viel Business dahintersteckt. Von nachhaltigen Modelabeln bis hin zu kostenfreien Beratungsstellen für Jugendliche ist alles vertreten.
Zum Teil kombinieren Sozialunternehmen auch die Finanzierungsmöglichkeiten. GoBanyo ist ein Beispiel dafür. Hier wird Menschen in Hamburg ohne Wohnsitz die Möglichkeit gegeben, in einem Bus kostenlos zu duschen. Nachdem der erste Bus durch Crowdfunding finanziert wurde, hält sich das Unternehmen nun mit Spenden, Förderungen und Kollaborationen über Wasser. Langfristig wolle man sich beispielsweise mit einem eigenen Duschgel selbst finanzieren.
Social Entrepreneurship -Rechtsformen
In Deutschland haben Sozialunternehmen bisher noch keine eigene Organisationsform. So können Gründer und Gründerinnen theoretisch alle gängigen Formen auswählen wie GmbH, UG, eV, Genossenschaft, Stiftung oder sogar Einzelunternehmen. Dabei ist allerdings abzuwägen, welche Rechtsform den besten gesellschaftlichen Mehrwert und finanzielle Stabilität schafft.
Im Zentrum sollte die Frage stehen, ob das Unternehmen den rechtlichen Status der Gemeinnützigkeit tragen soll, um steuerrechtliche Vergünstigungen zu genießen oder Spenden entgegennehmen zu dürfen. Sollte man sich dafür entscheiden, gibt es allerdings strenge Vorschriften, wie das Unternehmen seine Einnahmen einsetzen darf.
Eine Untersuchung des Social Entrepreneurship Netzwerk Deutschlands wählen die meisten Gründer und Gründerinnen die GmbH als Rechtsform ihres Unternehmens. Danach folgen gGmbH und der gemeinnützige eingetragene Verein.
Sicherstellung der Gemeinnützigkeit
Da Social Entrepreneurship und Umweltschutz in der Wirtschaft inzwischen zum guten Ton gehört, ist der Weg beispielsweise zum Greenwashing nicht sehr weit. Daher ist es wichtig, die Wirksamkeit des eigenen Tuns belegen zu können.
Anhand diverserer Methoden lässt sich ermitteln, wie sehr ein Unternehmen wirklich auf einen guten Zweck einzahlt. Eingespartes Co2 ist dabei ein relativ gut zu beziffernder Faktor. Schwieriger sei es bei sozialen Zielen wie einer Lernplattform.
Sobald ein Unternehmen eine gemeinnützige Rechtsform wählt, gelten besondere Regeln, denn dann ist es berechtigt Steuervergünstigungen zu erhalten. In einer Satzung muss daher genau festgelegt werden, welche gemeinnützigen Zwecke das Unternehmen verfolgt und wie es diese erreichen will. Dies wird dann vom Finanzamt überprüft und sichergestellt, dass sich niemand unter dem Deckmantel der Gemeinnützigkeit bereichern will.
Auch dürfen den Mitarbeitern keine Ausschüttungen oder Schenkungen gemacht werden, sondern nur das marktübliche Gehalt ausgezahlt werden. Alle überschüssigen Einnahmen müssen stattdessen in den in der Satzung genannten Zweck fließen.
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