Eigentlich könnten Fahrerlose Autos (Autonomes Fahren) schon jetzt am Deutschen Straßenverkehr teilnehmen. Bereits seit Jahren befassen sich Ingenieure vieler bekannter Autohersteller mit Systemen im Bereich autonomes Fahren. Doch die Zeitpläne zur Einführung haben sich immer wieder nach hinten verschoben. Schuld daran ist nicht nur die Technik, welche dafür entwickelt werden muss, sondern auch die komplexe Rechtslage auf Seiten der Gesetzgebung.
Mittlerweile hat der Bundestag und Bundesrat 2021 dem Gesetz zugestimmt welches vollständig autonomen Fahrzeugen die Teilhabe am Deutschen Straßenverkehr grundsätzlich erlaubt. Genauere Bestimmungen müssen nun nach und nach eingefügt und erweitert werden.
Vorteile von Autonomen Fahrzeugen
Trotz der Fortschritte in dem Bereich, sind viele Deutsche noch nicht von Autonomen Fahrzeugen überzeugt. Stolze 45 Prozent der Autofahrer zweifeln laut Umfragen des ADAC an der Verlässlichkeit der entsprechenden Technologie. Viele haben sogar Angst vor einem Fremdzugriff, etwa durch einen Hacker.
Auch wenn die Zweifel groß sind, macht die Entwicklung von Autonomen Fahrzeugen trotzdem Sinn. Das Potenzial, welches diese Technologie mit sich bringt, sind für die Sicherheit, für die Gesellschaft sowie für den Wirtschaftsstandort Europa enorm.
Durch selbstfahrende Fahrzeuge haben sowohl ältere als auch leistungseingeschränkte Menschen die Chance, besser in die Gesellschaft eingebunden zu werden. Dazu kann jeder die so gewonnene Zeit anderweitig produktiv nutzen oder sich einfach nur während der Fahrt erholen.
Ländliche Gebiete können durch günstige Automatisierte Taxis und Busse möglicherweise besser erschließen und Güter können rationalisierter und umweltschonender transportiert werden.
Zudem werden sich auch die Unfallzahlen reduzieren, wenn viele Fahrzeuge autonom fahren. 90 Prozent aller Unfälle lassen sich auf menschliches Versagen als Ursache zurückführen. Doch da automatisierte Fahrzeuge wohl noch eine lange Zeit mit normalen Fahrzeugen im Straßenverkehr fahren werden, wird dieser Prozess langwierig sein. Um das Versagen der technischen Systeme zu verhindern, ist die Entwicklung der Technologie für autonomes Fahren daher sehr wichtig.
Autonomes Fahren bis 2040?
Leider sind Fortschritte in der Forschung und Entwicklung nicht gleichzusetzen mit der Realität auf den Straßen wie eine Studie des Prognos-Forschungsinstituts verdeutlicht. Das sich automatisiertes Fahren nur langsam durchsetzen wird, liegt zum Teil daran, dass Autos meist etwa 20 Jahre gefahren werden. Daher wird sich diese neue Technologie nur sehr langsam im Straßenverkehr bemerkbar machen.
Die Zahl der Neufahrzeuge beidem autonomes Fahren oder Sicherheitsfahrer möglich ist, wird im optimistischen fall von 2,4 Prozent im Jahr 2020 auf 70 Prozent 2050 ansteigen. Bereits 2030 sollen Fahrzeuge mit Citypilot im Straßenverkehr auftauchen. Diese können allein auf der Autobahn und in den Städten fahren. Erst über zehn Jahre später werden großräumig Autos völlig autonom von Punkt A zu Punkt B fahren und keinen Sicherheitsfahrer mehr benötigen.
Dies hat zur Folge, dass noch bis weit in das 21. Jahrhundert hinein, autonome Fahrzeuge mit normalen Fahrzeugen im Straßenverkehr unterwegs sein werden. Dadurch schwindet der Gewinn von Sicherheit in den nächsten Jahren. Zwar sterben heute bereits weniger Menschen im Straßenverkehr, doch dies ist meist an der Verbreitung von Assistenzsystemen zurückzuführen. Diese greifen ein, um schlimmeres zu verhindern, sollte der Fahrer Fehler im Straßenverkehr begehen.
Autonomes Fahren: Amerika an der Spitze
Weltweit ist der Wettbewerb um die beste Technologie für Autonomes Fahren entbrannt. Ex-VW-Chef Herbert Diess betonte, dass deutsche Autohersteller bei der Entwicklung geeigneter Technologien etwa ein bis zwei Jahre hinterherhinken würden. Spitzenreiter sind dabei Firmen aus den Vereinigten Staaten wie die US-amerikanische Firma Waymo. Diese gehört zum Google Imperium. Auch die israelische Tochtergesellschaft von Intel, Mobileye, gehört dazu.
In einem Vorort von Phoenix im US-Bundesstaat Arizona fahren bereits Roboterautos als Taxis von Waymo durch die Gegend. Teilweise sogar ohne Sicherheitsfahrer. Per App können Kunden eine Fahrt ordern. Abgeholt werden sie dort, wo sie sich gerade befinden. Auch wenn die dort eingesetzte Technik weit fortgeschritten erscheint, sollte man im Hinterkopf behalten das sie aufwendig und teuer ist. Auch gibt es genug Videos im Internet die beweisen, dass sie noch ihre Macken hat.
Deutschland zieht nach
Der deutsche Hersteller BMW hat extra zur Entwicklung von notwendiger Software-Algorithmik einen BMW-Campus in Unterschleißheim bei München gegründet. Dort arbeiten 1700 Spezialisten an der Entwicklung des autonomen Fahrens. Gespeichert werden die im realen Straßenverkehr erhobenen Daten in zwei Datencenter. Diese haben eine Kapazität von 500 Petabyte (PB).
Man könnte meinen, dass der Entwicklungsrückstand gegenüber den USA an der berüchtigten deutschen Gründlichkeit liegt. Für Christian Weiß, Systementwickler von Daimler sind die Tesla-Unfälle ein gutes Beispiel dafür was passieren kann, wenn Schnelligkeit vor Sicherheit geht.
Daimler und Bosch hatten ein gemeinsames Projekt in den USA: Ein Mitfahrservice im Silicon Valley. Dort pendelten von Sicherheitsfahrern überwachte S-Klasse-Mercedes selbstständig zwischen dem Westen von San José und dessen Stadtzentrum hin und her. Mit diesem Projekt konnten wichtige neue Technologien, Software und Patente im Bereich der Umfeld-Wahrnehmung, Fahrstrategie und der Lokalisierung erarbeitet werden. Mercedes hat mittlerweile eine Zulassung für den „Drive Pilot“ in Deutschland bekommen. Dieser kann während eines Staus auf der Autobahn eingesetzt werden.
Autos benötigen hohe Rechenleistung
Mercedes-Benz setzt weiterhin auch außerhalb des Automobilsektors auf Kooperationen zum Beispiel mit der Firma Nvidia. Das Ergebnis dieser Kooperation soll ein fahrzeuginternes System sein, basierend auf künstlicher Intelligenz. Zum Einsatz kommen soll das System ab 2024 in allen Mercedes-Benz-Baureihen. Dies soll auch ermöglichen, dass bereits zugelassene Autos per Update nachträglich die Funktionen des automatisierten Fahrens erhalten.
Um alle nötigen Entscheidungen treffen zu können, fallen beim automatisierten Fahren etwa fünf Gigabyte Daten pro Minute an. Die dafür benötigte Rechenleistung ist etwa mit den von 15 Laptops zu vergleichen. Künftige Fahrzeuge sollen so in der Lage sein, das Verkehrsgeschehen für etwa zehn Sekunden im Voraus berechnen zu können, um auf alle möglichen Situationen vorbereitet zu sein. Und dies Länderübergreifend. Dabei muss das System gegen mögliche Cyberangriffe geschützt sein.
VW ID. Buzz
Der ID.Buzz ist ein Prototyp von VW. Denn auch Volkswagen möchte in der Zukunft eigene autonome Fahrzeuge herstellen. Dafür werden Prototypen, die auf Basis des vollelektronischen Bulli ID konzipiert sind, erprobt. Sie sind mit einer Kombination aus Radaren, Lidaren, Kameras sowie Laserscannern ausgestattet. Damit werden präzise Daten ermittelt, um ein sehr genaues Verkehrsbild zu generieren. Ziel von VW ist es, den autonom fahrenden ID.BUZZ ab 2025 als Ridesharing-Fahrzeug von Moia in Hamburg einzusetzen. Dabei soll eine Flotte von Rund 1000 autonom fahrenden PKW in Hamburg eingesetzt werden und weitere folgen.
Mobileye und Sixt
Mobileyes autonome Taxis basieren auf einem SUV von Nio und wollte damit schneller als Volkswagen sein. Der Plan: Selbst fahrende Ride-Hailing-Dienste in München sowie Tel Aviv. Ride-Hailing ist der App-basierte Verkauf von Fahrten mit einem privaten Pkw. Uber bietet diese Dienstleistung bereits in vielen Ländern an. Als Partner für Mobileye und Intel steht der deutsche Autovermieter Sixt. Angefordert werden können die Autos dabei über die App von Moovit und über die Sixt-App für Autovermietung, Ride-Hailing und Auto-Abos.
Dabei betont Mobileye, dass autonomes Fahren keine starren Lösungen benötigt. Das Selbstfahrsystem von Mobileye kann so zum Beispiel auch im Güter- und Personentransport eingesetzt werden. Zusammen mit Schaeffler plant man die Entwicklung einer flexiblen selbstfahrenden Fahrzeugplattform für autonome Shuttles. Mit Udelv plant Mobileye einen autonomen Transporter, der den kompletten Zustellbetrieb übernehmen soll.
Car-to-X
Der VW Golf ist serienmäßig mit einer Technik ausgerüstet, welche sich Car-to-Infrastructure-Kommunikation nennt. Dabei wird per WLAN kommuniziert. Damit lassen sich nützliche Informationen über den Verkehrsfluss sammeln und somit den Weg für die Zukunft von autonomen Fahrzeugen ebnen.
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