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Digital Divide (auf Deutsch digitale Kluft), beschreibt den Unterschied am Zugang und in der Nutzung des Internets. Dies beschränkt sich nicht nur auf eine Bevölkerungsgruppe, sondern ist regional, national und sogar international umfassend.

Der Ursprung des Begriffs

Das erste Mal tauchte der Begriff in einer öffentlichen Diskussion in der Mitte der 90er Jahre auf. Seitdem befindet sich der Begriff in einer Entwicklung.

1998 hat Bill Clinton den Ausdruck digital gap verwendet. Es war die Zeit, in der die US-amerikanische Telekommunikationsbehörde NTIA ihren „New Data on the Digital Divide“ Bericht vorgelegt hatte.

2001 wies der ehemalige Präsident der Markle Foundation, Lloyd Morrisett die Urheberschaft für den Begriff von sich.

2014 schrieben Zillien und Haufs-Brusberg „Mit der Weiterentwicklung der Digital-Divide-Forschung hat sich neben den auf eine Polarisierung zielenden Begriffen der Begriff der Digital Inequality etabliert, da dieser treffender die mannigfachen Ungleichheiten auf den Punkt bringt.“

Um eine zerrüttete Ehe aufgrund der exzessiven Online-Nutzung des Ehemanns, ging es in einem Artikel für die Los Angeles Times.

Weiter wird der südafrikanische Präsident Thabo Mbeki als Urheber des Begriffs anerkannt.

Was genau ist Digital Divide?

Das es eine digitale Kluft im Internet gibt, ist klar. Doch um diese genauer zu erfassen und was diese spezifischen Ungleichheiten beeinflusst, gibt es gleich mehrere Modelle. Das auf der Diffusionstheorie basierende MetaModell (Hilbert 2011) stellt einen Rahmen für die diversen Definitionen auf. Dabei können sämtliche Führungen zum Thema digitaler Spaltung in vier Kategorien eingeordnet werden.

  • WER: Individuen, Organisationen/Gemeinschaften, Gesellschaften, Weltregionen
  • mit WELCHEN Merkmalen: Einkommen, Erziehung, Geografie, Alter, Geschlecht, Art des Eigentums, Größe, Einträglichkeit, Sektor;
  • ist mit WAS für einer Technologie: Telefon, Internet, Computer, digitaler TV
  • WIE verbunden: lediglich Zugang, Benutzung, aktive Aneignung und Prozessintegration

Durch die Kombination dieser Fragen, entsteht eine Matrix mit vier Dimensionen. Jede dieser Dimensionen besteht aus diversen Variablen. Sobald eine zusätzliche Variable hinzukommt, erweitert sich diese Matrix. Dabei ist jede annehmbare Definition gerechtfertigt und hängt vom jeweiligen Benutzer, dem Kontext und vor allem der gewünschten Auswirkung ab. Daher sollte folgendes immer beantwortet werden: WER, mit WELCHEN Merkmalen, sollte mit WELCHER Technologie, am besten WIE verbunden werden?

Thema in der Bevölkerung

Nicht nur bei den Unterschieden zwischen Bevölkerungsgruppen einer Gesellschaft wird der Begriff Digital Divide angewandt. Er findet auch nutzen bei den Unterschieden zwischen Industrie- und Entwicklungsländern. Zeitgleich ist der Begriff eine Anlehnung an die Wissenskluft.

Seit den 90er Jahren muss diese Diskussion als eine These angesehen werden, bei der die Beherrschung und der Zugang zu dieser Technologie für den persönlichen Erfolg eines Menschen maßgebend sind.

Die digitale Spaltung war Anlass zum UN-Weltgipfel zur Informationsgesellschaft (WSIS) im Jahr 2003 in Genf und zwei Jahre später in Tunis. Breite Akzeptanz fand der Begriff bei Vertretern der Zivilgesellschaft sowie den offiziellen Dokumenten. Jedoch ist umstritten, ob diese Kluft schrumpft oder wächst und welche Relevanz sie am Ende genau hat. 2005 meldete die Weltbank ein Sinken der digitalen Kluft. Diese bezog sich dabei jedoch zum Großteil auf die Nutzung von Handys.

Bis heute ist das Konzept von Digital Divide umstritten, denn wie von Kritikern bemängelt wird, lässt sich diese Kluft nicht empirisch belegen. Dabei werde auch übersehen das Chancen auf Entwicklung von den technischen Gegebenheiten vor Ort abhängen, nicht von den Fähigkeiten der einzelnen Personen diese zu benutzen.

Damit verlagert sich in den letzten Jahren die Diskussion weg von der Trennung zwischen Offliner und Onliner. Sie ist nun ein mehrschichtiges Gebilde, um die Ungleichheiten bei der Nutzung besser zu identifizieren. Somit gewinnt die Nutzerperspektive immer mehr an Bedeutung.

Hinweise in neuen Studien zeigen, dass nicht nur eine Einzelperson nötig ist, um diese Kluft zu vermindern. Die Gestaltung der Angebote sei dabei wichtiger. So ist selbst bei den Digital Nativs die ganz eigenen Kompetenzen wichtig, um das Internet effizienter nutzen zu können. Die Zugänglichkeit sowie Benutzerfreundlichkeit von Webseiten spielen dabei eine kleinere Rolle.

Der ehemalige UN-Generalsekretär Kofi Annan sah bei der Digitial Divide besonders eine inhaltliche Kluft. Laut ihm ginge vieles im Internet an den tatsächlichen Bedürfnissen der Personen vorbei. Des Weiteren verdrängen die englischsprachigen Internetseiten die regionalen Stimmen sowie Sichtweisen. Der Anteil englischsprachiger Websites betrug 2001 61,4 Prozent.

Die Überwindung der digitalen Kluft

Trotz der Tatsache das die diese digitale Kluft existiert, wurde auf dem WSIS-Gipfel keine Einigung darüber erzielt, wie diese am besten überwunden werden kann. Den Digitalen Solidaritätsfonds, welchen viele arme Länder forderten, wurde von den meisten Industriestaaten abgelehnt.

Auf dem Gipfel vertrat die deutsche Bundesregierung den Standpunkt, dass sich die digitale Infrastruktur von selbst entwickeln würde, solange es einen richtigen Wettbewerb gibt. Dies ist jedoch in vielen Ländern nicht der Fall.

Die Herausforderung bei der Überwindung liegt meist an der Koordination der Beteiligten. Oft wird dabei die Kluft als Sache der Telekommunikationsautoritäten wie der Bundesnetzagentur angeschrieben. Die verwalten auch die entsprechenden Budgets. Dieses Geld entspricht allerdings nur etwa 5 Prozent von dem, was der gesamte öffentliche Sektor zur Überwindung der Kluft ausgibt. Leider existieren nur in wenigen Ländern Konzepte, welche erfolgreich die nötigen Ressourcen koordinieren können.

Das Gemeinnützige Projekt One Laptop per Child hat es sich zum Ziel gesetzt, den Zugang zu digitalen Informationen für jeden zu ermöglichen. Dabei ist es das Ziel, jedem Schüler einen vollwertigen Laptop bereitzustellen. Dieses Vorhaben wäre ohne Open-Source Software schwerer umsetzbar. Der gerade einmal 100 Dollar teure Laptop soll dabei mit einer Software unter GNU General Public License zusammen mit einer Wikipedia Datenbank laufen.

Jimmy Wales, der Wikipedia-Gründer möchte mit einer freien Enzyklopädie jedem auf der Welt ermöglichen sein Wissen aufzubessern und somit seine allgemeinen Bildungschancen zu erhöhen.

Die Hoffnung auf eine Minderung der Digital Divide hoffen Anhänger der FLOSS-, Open-Content- sowie Open-Access- Bewegungen.

Eine weitere Methode, um die digitale Kluft zu verringern, ist der Transport ausgedienter, aber funktionsfähiger Computer in Entwicklungsländer.

Weltweite Spaltung

Beim Zugang zu den Ressourcen der Informationsgesellschaft wird die schlechtere Stellung der Entwicklungsländer sichtbar. Im Jahr 2007 waren in Afrika weniger als vier Prozent der Menschen mit dem Internet verbunden. Bis 2016 stieg diese Zahl auf 28,7 Prozent. Der Weltdurchschnitt hatte sich zu dieser Zeit bei etwa 50 Prozent eingepegelt.

Entwicklungspolitiker sowie Hilfsorganisationen sehen im Internet und in der Benutzung von Handy ein Grundbedürfnis. Laut ihnen fördert dies die Demokratie. Der Mobilfunk boomt in Entwicklungsländern, während er in Industrieländern einen Sättigungsgrad erreicht hat. Die kaum Fortschreitende Entwicklung des Festnetzes in diesen Ländern trägt zu diesem Boom bei.

Diese Entwicklung soll auch zur Stabilisierung der Marktwirtschaft sowie Wohlstand führen. Studien sehen zum Beispiel auf lokalen Fischmärkten Südindiens positive Effekte. In Kenia sind dank des Handys seit 2007 Überweisungen auch International möglich. 2014 hatten allerdings mehr als 700 Millionen Menschen in Indien kein eigenes Bankkonto.

2016 belegte Indien Platz zwei der Länder mit den meisten Internetnutzern. Prozentual ergab dies jedoch nur 35 Prozent der Bevölkerung. Brasilien lag zeitgleich bei 66 Prozent.

Lage in Europa

Die Digitale Spaltung in Europa wird vorrangig durch die technische Verfügbarkeit von Breitband Internet hervorgerufen sowie die kostengünstige Nutzung, beispielsweise mittels Flatrates. Dabei spricht man von einer Breitbandkluft.

2016 hatte die Ukraine mit 44 Prozent Internetnutzern nur etwa die Hälfte von denen die in Deutschland das Internet nutzen. Diese lag bei 88 Prozent.

Seit 2005 engagiert sich eine Bundesweite Initiative gegen die digitale Spaltung. Daraus gründete sich 2011 der „Bundesverband Initiative gegen digitale Spaltung – geteilt.de e.V.“ Diese setzte sich besonders für eine flächendeckende Breitbandinternetversorgung ein.

Doch nicht nur die Verfügbarkeit des Internets spielt bei der digitalen Spaltung eine Rolle. Der Bildungsgrad, das Alter sowie das soziale Umfeld haben ebenso Einfluss auf die gesellschaftliche Benachteiligung. Die Stiftung Digitale Chancen, ein von Bundesministerien sowie Bildungseinrichtungen getragenes Unternehmen, engagiert sich gegen sämtliche Aspekte der digitalen Spaltung.

Anspruch auf einen Computer haben Hartz-IV-Empfänger laut einer Entscheidung aus dem Jahr 2010 nicht. Jedoch gilt seit Februar 2021 Aufgrund der Corona-Pandemie eine neue Weisung. Die Anschaffung eines digitalen Endgerätes wie Computer, Tablets oder Smartphones werden mit bis zu 350 Euro bezuschusst. Damit will die Bundesregierung sicherstellen, dass Kinder auch während der Pandemie Zugang zu Bildung erhalten.

Deutschland und das Breitbandinternet

Der Breitbandatlas welcher regelmäßig vom Bundesministerium für Wirtschaft aktualisiert wird zeigt die ungleiche regionale Verfügbarkeit von Breitband Internet in Deutschland. Jedoch zeigt dieser nur die freiwilligen Angaben der Anbieter. Die Sicht der Verbraucher vor Ort ist eine andere.

59 Prozent der ländlichen Anschlussbereiche mit einer Bevölkerungsdichte von weniger als 100 Einwohner pro Quadratkilometer waren zum Jahreswechsel 2006/2007 mit DSLAMs erschlossen. Damit lag Deutschland EU-weit auf Platz 15.

2007 musste der Deutsche Bundestag einräumen das mehr als eine Millionen Haushalte ihr Internet nicht über einen Breitbandanschluss beziehen konnten. Dazu kamen knapp 700 nicht angeschlossene Gemeinden.

Ein Jahr später gab es vier Millionen Haushalte, welche entweder über keinen oder unzureichenden Breitbandzugang verfügten. Damit war eine Übertragungsrate von mehr als 1Mbit/s gemeint. Dieser Trend zeigte sich vor allem unter den DSL-Zugängen der Deutschen Telekom in ländlichen Gebieten.

In Deutschland haben die kommunalen Spitzenverbände die Versorgung mit Breitbandzugängen als eine Aufgabe definiert, welche den gesamten Staat beträfe. Sie sehen darin einen Teil der geforderten Gleichwertigkeit der Lebensbedingungen. Ähnlich wie die Verkehrsanbindung oder das Schulangebot.

Weitere Faktoren

Einkommenskluft: Die Kluft zwischen Arm und Reich spielt auch in der digitalen Kluft eine große Rolle. Durch eingeschränktes Haushaltseinkommen wird die Nutzung des Internets automatisch reduziert.

Alterskluft: Während sich jüngere Generationen ein Leben ohne Internet und Handys nicht vorstellen können, nutzten weniger als 10 Prozent der Rentner diese Angebote. Die dortigen Gefahren und Kriminalität waren nicht zuletzt schuld an ihrer strikten Ablehnung. Mittlerweile hat sich das Bild in Deutschland gewandelt. Seit 2015 gehen etwas mehr als 50 Prozent der über 60-Jährigen zu mindestens gelegentlich ins Internet.