Wenn wir vom Space Age (Weltraumzeitalter) sprechen, dann reden wir von der Epoche des technischen Fortschritts seit der Mitte des 20. Jahrhunderts. Dieses fand ihren Anfang am 4. Oktober 1957 als der erste Sputnik Satellit seinen Weg in den Weltraum fand. Doch schon nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges wurde der Begriff Space Age verwendet. Harry Harper bezog sich in seinem Buch „Dawn of the Space Age“ auf den Höhenrekord der deutschen V2-Raketen im Jahr 1944.
Space Age damals…
Der Beginn des Space Age war am 20. Juni 1944. Der Tag, an dem das erste von Menschen konstruierte Objekt die Grenze zum Weltraum durchstieß. Dieses lag nach der Definition der Fédération Aéronautique Internationale bei einer Höhe von 100km. Nach dem Zweiten Weltkrieg wurden Raketen dieses Typs in die USA und die Sowjetunion gebracht. Durch die unabhängige weiterentwickelt begann der Wettlauf ins All.
Der Sowjetunion gelang am 4. Oktober 1957 der Start von Sputnik 1 mit einer R-7. Damit hatten sie den ersten künstlichen Satelliten, der sich um die Erde in einer Umlaufbahn bewegte in den Weltraum befördert. Für die Umrundung des Planeten benötigte der Satellit 98,1 Minuten bei einem Gewicht von 83kg. Sputnik 1 war der Start in eine Ära der Politik, Wissenschaft und technologischen Errungenschaften.
Das Kopf an Kopf Rennen der beiden Staaten war durch die rapiden Entwicklungen neuer Technologien geprägt. Andere Nationen wie beispielsweise China trieben davon unabhängig ihr eigenes Programm an. Die enormen Fortschritte die ursprünglich für die Weltraumoperationen entwickelten Technologien, lassen sich heute in alltäglichen Gegenständen wiederfinden und haben somit neue Verwendungszwecke bekommen.
Mit dem Apollo-Programm erreichte das Space Age seinen vorläufigen Höhepunkt. Als Apollo 11 landete, sahen ihnen dabei über 500 Millionen Menschen auf der ganzen Welt dabei zu. Bis heute wird dieser Augenblick als einer der bedeutsamsten des 20. Jahrhunderts gesehen.
In den 90er, als mit dem Zerfall der Sowjetunion die NASA keine direkten Konkurrenten mehr hatte, stagnierten die Ausgaben für Weltraumprogramme. Der letzte Meilenstein des ausgehenden 20. Jahrhunderts bildete der durch Internationale Kooperation mögliche Bau der internationalen Raumstation (ISS) im Jahr 1998.
… und heute
Der Ansari X-Prize Wettbewerb wurde zu Beginn des 21. Jahrhunderts ausgeschrieben. Dieser sollte privaten Raumfahrtunternehmen den Start erleichtern. 2004 wurde dieser von Space Ship One gewonnen. Es war somit das erste Raumschiff, welches nicht von einer Regierung finanziert wurde.
In der heutigen Zeit haben viele Länder ihre eigenen Raumfahrtprogramme. Diese reichen von eigenen Startmöglichkeiten bis hin zur Zusammenarbeit mit anderen Ländern. Daneben planen auch weitere Nationen zukünftige bemannte Missionen in den Weltraum. Neben den Missionen gibt es zahlreiche kommerzielle und wissenschaftliche Satelliten im Orbit.
Die Faszination des Weltraums
Nachdem der erste Mensch seinen fuß auf den Mond gesetzt hatte, gab es für die Menschheit nur noch eine Richtung: Wir wollten in den Weltraum. Die Vorstellung, dass wir uns auf fremden Planeten ansiedeln, schien nah. Der 20. Juli 1969, als Neil Armstrong auf dem Mond spazierte, war dies für viele der beginn eines vorgezeichneten Weges für die Menschheit. Voll mit Wunder, Entdeckungen und Eroberungen außerhalb des bekannten Planeten.
Diese Wunder konnte man leider nur auf der Kinoleinwand bewundern. Außerhalb von Hollywood endete die Reise ins All nach nur sechs Mondlandungen. Nähere, irdische Probleme lösten den Drang zum Expandieren ab. Umweltverschmutzung, Kriege und soziale Probleme waren fortan das Hauptthema der Menschen.
In der jüngsten Zeit scheint sich das ganze aber erneut zu wandeln. Die Sehnsucht nach den Sternen, die nie erfüllt werden konnte, wurde wieder lauter. Astronauten wie Alexander Gerst twitterten von der ISS und wurde so für viele unten auf der Erde sichtbar. Chris Hadfield aus Kanada spielt Gitarre im Orbit des Planeten. Zudem veröffentlicht er Bücher mit Astronauten-Weisheiten. Auch Frauen wollen nun in den Weltraum. So zum Beispiel Suzanna Randall. Sie ist Mitglied der neuen deutschen Initiative „Die Astronautin“.
Neben diesen Astronauten starten auch die ersten Touristen zu ihrer Reise zwischen den Sternen. Auch wenn ihr Ausflug nicht gerade günstig gewesen sein mag. Space X bekommt zahlreichen Beifall.
Die Helden unserer Kindheit
Schon als Kind hat man Helden zu den man aufblickt. Astronauten der damaligen Zeit mit ihrem futuristischen Aussehen waren faszinierend. Die Weltraumgänger von heute sind dagegen viel nahbarer. Während Astronauten der alten Schule meist aus Kampfpiloten bestanden, sind die heutigen eher dem Publikum zugewandt. Es herrscht eine hohe Präsenz in den Social-Media-Kanälen. Trotz der Veränderung zählen Astronauten auch heute noch zur Elite einsamer Helden. Denn bis heute haben weniger als 600 Menschen den Planeten verlassen.
Immer mehr mischt sich zum männlich geprägten Heroismus auch spirituelle Motive in die Bewunderung. Unseren Planeten einmal von Außerhalb gesehen zu haben, scheint seitdem anderes zu ticken als Menschen, die nie den Weltraum besucht haben. Jedenfalls denken wir das.
Forschung in der Schwerelosigkeit
Vieles was im Weltraum erforscht wurde, gehört heute zum Alltag der meisten Menschen: Gefriertrocknung, Teflonpfanne, Enteisungssysteme, Bildstabilisierung bei Kameras, Quarzuhren oder Handstaubsauger. Die Nullgravitation des Alls macht diesen zu einer perfekten Spielwiese für die Forschung. So startet kaum kein Space Shuttle oder eine Rakete die nicht irgendwelche Container mit Mikroben, Hamstern, Schnecken, Zellkulturen, Kunstoffen oder Metallen an Bord hat.
Falltürme und Parabel-Flugzeuge machen es mittlerweile möglich, diese Nullgravitation auch auf der Erde zu nutzen. So lassen sich einige der Forschungen auch hier umsetzen. Die Forschungen, um tatsächlich eines Tages dauerhaft die Erde verlassen zu können, sind jedoch etwas anderes. Experimente, etwa die Reaktion des menschlichen Körpers auf eine lange Zeit in der Schwerelosigkeit, dem dortigen Anbau von Tomaten oder dem Gewinn von Treibstoff aus Gestein, sind weiterhin nur im Weltraum möglich.
Die Flucht vom Planeten Erde
Unser Planet steuert auf eine Klimakatastrophe hin. Dies scheint für viele Anlass zu sein, Projekte außerhalb der Erde zu starten. Elon Musk sieht sein Marsprojekt darin begründet, dass die Menschheit nicht auf Ewig auf diesem Planeten leben kann.
In diversen Dystopien wird die Flucht der Menschheit von der zerstörten Erde erzählt. Einem verzweifelten Kampf um das menschliche Überleben. Zwar verleiht diese Vorstellung der Space Age einen neuen boost, jedoch nicht wie zu Anfang nicht aufgrund von positiven Emotionen dahinter. Viele Thesen wie es mit der Raumfahrt weitergehen kann, würden zur sprichwörtlichen Massenhysterie führen: Für wenige Außerwählte werden Milliarden Teure Raumschiffe gebaut damit diese den Fortbestand der Menschen auf dem Mars sichern können. Stationen in der Umlaufbahn der Erde, Zufluchtsort nur für diejenigen die über die benötigten finanziellen Mittel verfügen. Beides würde zu Krieg und Chaos führen.
Sind wir allein?
Schon seit je her stellt sich die Menschheit die Frage, ob es dort draußen außerhalb unseres Planeten noch weiteres Leben gibt. Viele Science-Fiction Filme nehmen sich eben jener Frage an. Darunter Epen wie 2001, E.T., Contact, Interstellar oder Arrival. Alle haben eines gemeinsam: Sie handeln von einer (meist religiösen) Sehnsucht nach Erlösung. Denn erst wenn wir einer fremden Spezies, sei es einer Außer- oder Überirdischen gegenüberstehen, definieren wir uns selbst als Menschheit. Denn, wenn dort draußen nur Stein und Geröll auf uns wartet, wäre dies eine Enttäuschung für die gesamte Raumfahrt. Wozu sollte man die Missionen in die tiefen des Alls planen, wenn dort niemand auf uns wartet?
Ausbreitung der Menschheit
Elon Musk hat eine genaue Vorstellung von der Besiedlung des roten Planeten: Die ersten Raketen sollen Geräte auf dem Planeten absetzen die im Stande sind, Sauerstoff, Wasser und Treibstoff aus dem dort vorliegenden Gestein zu extrahieren. Erst zwei Jahre später sollen die ersten Kolonisten auf dem roten Planeten landen. Die Raketen, mit denen sie ankommen sollen, können bis zu 100-mal benutzt werden. Damit soll ein regelrechter Schuttle-Service zwischen der Erde und dem Mars errichtet werden. Mit einem Flug sollen bis zu 40 Menschen ihre Reise zur neuen Heimat antreten können.
Die plötzliche Veränderung der Umgebung ist etwas, was an Menschen nicht spurlos vorübergehen wird. In der Wüste von Nevada gab es zu diesem Thema in den 80er Jahren ein Projekt. Finanziert wurde „Terra 2“ von einem ökobesorgten Millionär. In diesem Projekt wohnten acht Menschen in hermetisch geschlossenen Habitaten. Das Experiment scheiterte an zwei Seiten. Zum einen war eine abgeschlossene Atmosphäre zu stabilisieren schwierig. Aber auch die Spannung zwischen denen auf engsten Raum lebenden Versuchspersonen brachte das Projekt schließlich zum verfrühten Ende.
Das, was man ein Kolonie-Koller nennt, war in der Geschichte der Eroberung kein Einzelfall. Die von Kolumbus in der heutigen Dominikanischen Republik gegründete erste Siedlung mit 36 Männern fand er bei seiner Rückkehr verlassen und zerstört vor. Die erste Siedlung (Jamestown) von 100 Engländern auf dem nordamerikanischen Kontinent wurde von Hungersnöten, Krankheiten und Konflikten heimgesucht.
Teamarbeit als Schlüssel zum Erfolg
Der Film „Mission Control“ macht ein weiteres Space-Motiv deutlich. Die Geschichte des Bodenteams der Mondlandungen in den Jahren 1967 bis 1971 machen deutlich, wie wichtige eine extreme konstruktive Kooperation zwischen Menschen nötig ist. Es scheint, als ob wir über uns selbst hinauswachsen müssen.
Es ist auch diese Zusammenarbeit, die uns an der Raumfahrt fasziniert. So ist es kein Zufall, dass das Brückenteam des Raumschiff Enterprise aus diversen Alien-Rassen besteht. Denn nur ihre Kooperation sichert den Erfolg ihrer Missionen. So wird aus dem Abenteuer Weltraum das Abenteuer der Menschheit, die sich selbst beweisen will.
Liebe, im und um den Weltraum
Geschlechtsverkehr im All scheint der größte Grund für Weltraumtouristen zu sein. Die Frage wie es wäre, Sex in der Schwerelosigkeit zu haben, scheint viele Menschen zu beschäftigen. Gespannt wird auf die erste Affäre außerhalb der Erde gewartet und den möglichen daraus Resultierendem Nachwuchs.
Die Triviale Medienberichterstattung ist wohl die führende Finanzierungsquelle für die Weltraumfahrt. Man stelle sich nur eine Marsexpedition als Soap-Opera vor. Unklar ist jedoch, ob diese nach der hundertsten folge noch genug Einschaltquoten mit sich bringen würde. Denn auch im Weltraum weicht das Neue und Unbekannte schnell dem Alltäglichen.
Von Trotz und Heimkehr
Die Unmöglichkeiten, die es zu überwinden gibt, wenn man einen Menschen in den Weltraum befördern will, scheint den menschlichen Pioniergeist anzuspornen. Von der Berechnung die Rakete mit ihrer Fracht ins All zu befördern, über die Nahrungsaufnahme der Astronauten bis hin zu den Lebenserhaltungssystemen muss alles perfekt funktionieren. Dort haben wir nicht die Möglichkeiten, die uns auf der Erde geboten werden.
Bis es uns Möglich ist, auf Planeten wie dem Mars eine neue Heimat zu finden, ist die Rückkehr zur Erde etwas fast Magisches. Wir sehen von dort oben statt Mauern, Gebäuden und anderen Gebilden nur noch Zusammenhänge. So macht sich ein tiefes Verständnis und Verbundenheit für sämtliches Leben auf der Erde in uns breit. Es zeigt, dass der Ära des Space Age dem Heimweh innewohnt.
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