Der Werbespot für The Line ist so faszinierend wie das Projekt selbst. Eine junge Frau sitzt inmitten einer Großstadt. Um sie herum andere Menschen und triste graue Gebäude die sie förmlich zu erdrücken versuchen. Ein merkwürdiges Licht erregt die Aufmerksamkeit der jungen Frau und sie rennt zu dessen Ursprung. Sie findet ein Portal, in das sie hineinspringt und in THE LINE landet. Einer Utopischen Stadt der Zukunft gleich, ist sie doch näher als wir denken. Ist sie vielleicht unsere einzige Chance auf eine Lebenswerte Zukunft?
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Saudi-Arabien, 25. Juli 2022
Vor nicht einmal einen Monat gab Mohammed bin Salman, Kronprinz und Vorsitzender des NEOM-Vorstands die Entwürfe von THE LINE bekannt. THE LINE ist eine bespiellose Stadt, die ein noch nie dagewesenes urbanes Wohnerlebnis bieten soll. Im Gegensatz zu den heutigen Städten, soll dabei die umliegende Natur erhalten bleiben.
Im Mittelpunkt der Stadt, welche das Konzept der Stadtentwicklung und das Aussehen der Städte der Zukunft zu definiert, soll der Mensch sein. Dabei wird THE LINE frei sein von Straßen, Autos und Emissionen. Die Energie wird aus 100% erneuerbaren Ressourcen gewonnen. Dieses Konzept wird es ermöglichen, 95% des Landes von NEOM zu erhalten.
NEOM
NEOM setzt sich aus dem griechischen „neo“ (für neu) und der arabischen Abkürzung M (mostaqbal, was Zukunft bedeutet) zusammen.
Das Ganze wurde als Projekt einer künftigen Megastadt erstmals am 24. Oktober 2017 in Riad vorgestellt. Der saudische Kronprinz Mohammed bin Salman sieht es als Meilenstein in der Zukunftsplanung seines Landes nach der Ära der Ölförderung. Die Kosten für dieses Projekt belaufen sich auf rund 420 Milliarden Euro.
Es ist Teil der „Vision 2030“ und nicht das erste Mal, das sich Saudi-Arabien zum Bau einer Planstadt verpflichtet. Bereits seit 2005 befindet sich zum Beispiel die King Abdullah Economic City (KAEC) im Bau.
500 Milliarden US-Dollar garantiert Saudi-Arabien NEOM als Investition. Dabei soll der Großteil von saudischen Staatsfonds finanziert werden. Ausländisches Kapital und Investoren sollen durch dieses Projekt ebenfalls in das Land geholt werden.
Das Projekt hat eine Gesamtfläche von 26.500 Quadratkilometer. Im Nordwesten schließt es an das Rote Meer sowie die Grenzen zu Ägypten und Jordanien an. Ziel ist es, eine unabhängige Wirtschaftszone mit eigenem Rechts- und Steuersystem zu werden. Allerdings nicht politisch unabhängig.
Einige Fakten
- Breite: 200 Meter
- Länge: 170 Kilometer
- Höhe: 500 Meter über dem Meeresspiegel
- Einwohner: 9 Millionen
- Grundfläche: 34 Quadratkilometer
- Baubeginn: 2021 (Grundsteinlegung) / 2022 (erste Wohnmodule)
- Bezugsbereit: Ab 2030 sollen die ersten Millionen Menschen einziehen können.
Das Design
Die Planstadt wird in sogenannte Module unterteilt. Jedes von ihnen wird bis zu 80.000 Menschen ein Zuhause geben können. Daneben sind diese Module so konzipiert, dass sie alles Wichtige für das Tägliche Leben beinhalten, um so die Pendelzeit ihrer Einwohner zu minimieren.
Die Stadt wird im Ganzen eine äußere Spiegelfassade haben. Diese verleiht THE LINE ihren einzigartigen Charakter und sorgt dafür, dass die Stadt regelrecht mit der umliegenden Natur verschmilzt.
Das Design der Stadt wird vollständig digitalisiert und das Bauen weitgehend industrialisiert. Dabei werden Bautechnologien und Herstellungsprozesse erheblich weiterentwickelt.
Die Mobilität
In THE LINE gibt es weder Autos noch Straßen und damit keine Kohlenstoffemissionen. Die Stadt der Zukunft ist fußgängerfreundlich. Ähnlich wie in einer 15-Minuten-Stadt, soll alles wichtige wie Schulen, Freizeiteinrichtungen, Arztpraxen sowie Grünflächen in maximal fünf Gehminuten erreichbar sein.
Sollte etwas transportiert werden müssen oder man selbst auf Transport angewiesen sein, so stehen ein Ultra-Hochgeschwindigkeits-Verkehrsmittel sowie autonome Mobilitätslösungen zur Verfügung. Die komplette Durchquerung von THE LINE (von einem Ende zum anderen) soll dabei in maximal 20 Minuten zu bewältigen sein.
Die Energie
In der Stadt wird auch wie im Rest von NEOM auf 100% saubere Energie gesetzt. Sogar bei der Industrie. Dabei entwickeln sie erneuerbare Lösungen dank ihrer konkurrenzlosen Wind- und Solarressourcen sowie der weltweit größten Wasserstoffanlage. Dazu werden die Natur- und Freiflächen in der gesamten Stadt ein wichtiger Bestandteil zur Reinigung der Luftqualität.
Die Schattenseite
Wenn man an THE LINE denkt, soll man an DIE Stadt der Zukunft denken. Eine Utopie die schon bald Realität wird. Denn das wird sie, ob mit oder ohne ausländische Investoren.
Das, was nur selten angesprochen wird, ist der nicht-finanzielle Preis, welchen man mit so einem Megaprojekt zu zahlen hat. Alqst, die saudi-arabische Menschenrechtsorganisation gab bekannt, dass ortsansässige Beduinenstämme für THE LINE ihre Heimat verlassen mussten. Zwar bietet die Regierung Entschädigungssummen an, doch diese werden nicht von allen dort Lebenden Beduinen akzeptiert. Man geht davon aus das diese verhaftet wurden oder ihnen sogar noch schlimmeres drohte.