Das Neusser Zentrum hat zu kämpfen. Die Auswirkungen der Pandemie, dem Strukturwandel, der Digitalisierung und dem Klimaschutz sind deutlich spürbar. Um diesem entgegenzuwirken steht eine voraussichtliche Neugestaltung der Innenstadt in den kommenden Jahren bevor. Dabei soll sie gleichzeitig attraktiv, urban und gut erreichbar werden.
Die lebende Innenstadt von Neuss
Eine stetige Weiterentwicklung einer Innenstadt gehört genau so zu einem traditionellen Handelsort wie zu einem modernen Zentrum für bürgerschaftliches Zusammenleben.
Bürgermeister Reiner Breuer sowie der Beigeordneter für Planung, Bau und Verkehr Christoph Hölters haben ein Leitbild veröffentlicht um sich den neuen Herausforderungen zu stellen.
Die Neusser Innenstadt muss ein vielfältiges und attraktives Einzelhandelsangebot bekommen. Das ist eine wichtige Voraussetzung für ein gut funktionierendes Zentrum.
Das Leitbild kann auf diverse Arten die Zukunft der Neusser Innenstadt mitbestimmen. Egal ob in Form von Grundsätzen und Leitplänen, als Qualitätsstandards oder als Verfahrenskonzepte.
Beim aktuellen Leitbild sind die Planungen, Konzepte und Beteiligungsprozesse (Stadtentwicklungskonzept Perspektive Neuss 2020+ sowie das räumliche Strukturkonzept) eingeflossen.
Kriterien der Europäischen Stadt
Die Neusser Innenstadt erfüllt bereits heute alle Kriterien der Europäischen Stadt. So bietet sie den Bewohnern eine Mischung aus attraktivem Wohnen, Dienstleistungen, Einkaufen, Gastronomie sowie diversen Freizeit und Kulturangeboten. Sie ist dabei so kompakt, dass alles entweder mit dem Fahrrad und zu Fuß gut zu erreichen ist.
Neuss ist eine alte Stadt. So mischen sich die Reste der historischen Stadt mit den modernen Architekturen der heutigen Innenstadt. Orte wie der Hafen oder der Markt sind Anziehungspunkte für Bewohner und Besucher.
Kriterien der Europäischen Stadt:
- Kompakte Form der Innenstadt (Altstadt) durch historische Stadtbefestigung, Straßenführung und teilweise komplexe Straßenmuster.
- Vermischung von Arbeits- und Wohnfunktion in Gebäuden.
- Bauliche Überhöhung von Repräsentativbauten geistlicher und weltlicher Macht (Rathäuser, Kirchen, Schlösser).
- In Richtung Zentrum sind die Häuser höher als am Rand.
- Mehrgeschossbauweise nahm seit der Industrialisierung zu.
- Hoher Stellenwert von Stadtbildpflege und Denkmalschutz.
- Bodenwert nimmt vom Rand zum Zentrum zu.
- Belebte Innenstädte
- „Wunden des Krieges“
Das Herz der Stadt muss sich weiterentwickeln
Die Innenstadt muss sich über die reine Konsumfunktion hinaus entwickeln. Dabei soll das bisherige Zentrum behutsam weiterentwickelt werden. Ein Beispiel hierfür ist die geplante Promenade zwischen Rheintorstraße und Düsseldorfer Straße.
Auch das Verknüpfen des Hafenbecken 1 sowie dem Rennbahnpark mit der Innenstadt, soll das Freiraumangebot bereichern.
Bei allen anstehenden Aufgaben soll die authentische Atmosphäre des alten Neuss erhalten bleiben. Dazu sollen historische Plätze der Altstadt betont und aufgewertet werden. Die alten und neuen Stadttore sowie die Stadtmauer sollen weiterhin im Fokus bleiben.
Vorhandene sowie neue Gebäude benötigen eine Aufwertung. Sie sollen sich mit ihrer Form und Material dem künstlerischen Charakter der Neusser Innenstadt einfügen.
Neben dem Handel dient die Innenstadt auch als Wohnraum für viele Neusser. In Zukunft sind weitere Wohnstandorte geplant. Zwei davon liegen im Bereich der Münze und der Hauptpost.
Grün- und Freiflächen sind nicht erst seit der Pandemie im Blickpunkt. Erholungsmöglichkeiten nahe der eigenen Vier Wände sind vielen Neussern wichtig. Vorhandene Flächen wie der Stadtgarten sollen ebenfalls eine Aufwertung erhalten.
Der Kampf gegen Amazon & Co
Nicht nur die Neusser Innenstadt leidet spürbar an den zahlreichen Digitalen Einkaufsmöglichkeiten. Auch die Pandemie trug ihren Teil dazu bei.
Geschäfte die Dinge des Täglichen Lebens verkaufen (Drogerie, Lebensmittel), sind wichtige Geschäfte der Innenstadt. Geplant ist, in den Geschäften als auch auf den Märkten vermehrt auf regionale Produkte zu setzen.
Um die Menschen zum einkaufen in der eigenen Innenstadt zu bewegen, sollen attraktive Verweilmöglichkeiten geschaffen werden. Zu den bereits bestehenden Gastronomischen Angeboten sollen Freizeitangebote kommen wie Escaperooms, Minigolf oder Angebote für Kinder.
Dem Handel muss weiter unter die Arme gegriffen werden. Dazu soll in der Zukunft auch mehr auf innovative Ansätze gesetzt werden. Statt sich nicht mehr tragende Konzepte könnten so unter anderem Pop-Up-Stores in das Zentrum einziehen. Start-Ups und Gründer hätten so die Möglichkeit, vor Ort ihre Geschäftsmodelle zu testen ohne sich dabei an langfristige Mitverträge zu binden. Dabei sollen vor allem die jüngeren Menschen angesprochen werden.
Es gibt zahlreiche Ideen und Pläne in diesem Leitbild für die Neusser Innenstadt. Fraglich ist, was am Ende auch wirklich umgesetzt und von den Bewohnern angenommen wird.