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Autofahrer werden diese Situation kennen: Man freut sich das man nach langer Suche endlich einen freien Parkplatz gefunden hat. Gerade als man einparken möchte, kommt ein anderes Fahrzeug und schnappt einem den Parkplatz weg. Die meisten würden in dieser Situation mindestens fluchen und vor sich hin schimpfen. Mit Achtsamkeit hat dies aber wenig zu tun.

Ursprung der Achtsamkeit

Die Achtsamkeit stammt aus der buddhistischen Lehre und bedeutet Bewusstheit, Herzlichkeit und Mitgefühl. Sie zeigt eine Möglichkeit die eigenen Gedanken und Gefühle zu erkennen und die möglichen negativen Konsequenzen unserer aktuellen Handlung zu vermeiden.

Durch Gier, Abneigung und Ignoranz entsteht in der buddhistischen Lehre das menschliche Leid. Diese drei Zustände sind für gewöhnlich im menschlichen verstand verankert und für Leid verantwortlich.

Teile der buddhistischen Lehren werden auch heute in der Psychologie bestätigt. Die Erlebnisvermeidung, die Abneigung gegenüber dem Erleben von den eigenen Gefühlen und Gedanken können zu Folgen wie Stress, Sucht oder Gewalttendenzen führen. Schnell bewerten wir Handlungen in Gut oder Schlecht und lassen uns so eher zu Dingen verleiten.

Auch in der antik-griechischen Philosophen-Schule der Stoa finden sich ähnliche Vorstellungen. Sich an Dinge zu klammern und Dinge haben wollen die unerreichbar sind, sorgen für eine Störung der Seelenruhe und so zum unvermeidlichen Unglück. Daher ist es wichtig eine Apatheia (Gemütsruhe) zu entwickeln und standhaft zu bleiben.

Wir sollen die Eindrücke, die wir erfahren und ein Kategorisieren wollen, hinterfragen und uns nicht von ihnen mitreißen lassen. Dies kommt der Achtsamkeit wie wir sie kennen sehr nahe. Es zeigt das unabhängig von Ort und Zeit, die Menschen nach einem achtsamen Leben strebten.

Ist Achtsamkeit Wellness?

Viele werden bei dem Begriff Achtsamkeit wahrscheinlich an das länger bekannte Wort Wellness denken. Doch diese beiden Dinge haben nichts miteinander zu tun. Wellness ist ein Begriff, der mittlerweile dazu genutzt wird, Dinge teuer zu verkaufen die einem Helfen soll, einen fit für den normalen Stress zu machen.

Achtsamkeit ist nichts was wir ausschließlich in der Freizeit nutzen, um uns etwas Gutes zu tun. Es zeigt uns eine Art und Weise auf, mit der wir mit uns und der Welt interagieren.

Der Mensch ist die meiste Zeit des Tages überfordert. Gereizt durch die zu vollen Bahnen oder gefrustet von den zu teuren Konsumgegenstände. Wir werden dadurch schnell neidisch und aggressiv. Dieser selbst aufgezwungene Stress macht krank.

Erst wenn wir versuchen aus diesen Mustern auszubrechen, üben wir Achtsamkeit aus. Wir lernen die Situation aus unserer und aus der Sicht der Welt zu beobachten. Achtsamkeit versucht uns einen Weg zu vermitteln mit Situationen umzugehen, die weder uns noch den anderen betroffenen Personen in irgendeiner Weise schadet.

Dabei ist für jeden der Weg der Achtsamkeit ein anderer. Jeder sieht in seinem den für sich richtigen. Das spiegelt sich auch in der Konsumwirtschaft wider. Denn im Gegensatz zu Wellness, ist die Achtsamkeit noch kein großer Bestandteil irgendwelche Marketingstrategien geworden.

Was bedeutet Achtsamkeit?

Achtsamkeit bedeutet, Geduld lernen. Wenn wir aufhören in allen Situationen wie an der Bushaltestelle, beim Autofahren oder beim Arzt auf unser Handy zu starren, haben wir bereits einen großen Schritt zu unserer eigenen Freiheit geschafft. Es geht dabei nicht um Verzicht, sondern um eine bewusste Reduzierung aller Ablenkungen.

Es ist wichtig, die Menschen nicht zu bewerten, zu beurteilen oder zu beschimpfen. Dies ist weder für die eine noch für die andere Seite Hilfreich. Wenn wir aufhören zu jammern, werden wir achtsam.

Der Konzern Mercedes verordnet seinen Mitarbeitern Mail-Zwangspausen. Auch im Urlaub sollen sie für niemanden erreichbar sein. Auch um Pharmakonzern Genentech ist die Achtsamkeit angekommen. Dieses startete ein Mindfulness-Programm für seine Mitarbeiter. Bei einem ähnlichen Versuch erhöhten Intel sowie SAP die seelische Zufriedenheit ihrer Mitarbeiter.

Achtsamkeit bedeutet, im Hier und Jetzt zu sein. Wir nehmen wahr, wo wir in diesem Augenblick mit unseren Gefühlen sind. Ob wir gestresst oder genervt sind. So ist es möglich, die Situation zu betrachten, ohne sie sofort zu bewerten. So fragen wir uns, ob der Parkplatz es wert ist sich über ihn zu streiten und womöglich den gesamten Tag mit den Gedanken daran zu vermiesen.

Warum ist Achtsamkeit wichtig?

Wissenschaftler konnten beweisen, dass Achtsamkeit die Behandlung von Depressionen oder Persönlichkeitsstörungen unterstützt. Es schärft die eigenen Sinne und lenkt die Wahrnehmung. Wer Achtsam ist, reinigt seine Psyche und sensibilisiert den eigenen Körper, die eigenen Gedanken und seine Umwelt. Wenn wir lernen uns auf die eigenen Sinne zu konzentrieren, hat sich positive Effekte für Psyche und Geist.

  • Durch Achtsamkeitsübungen reduzieren wir unsere Sorgen und grübeln automatisch weniger. Durch die Fokussierung auf das Hier und Jetzt gewinnen wir mehr Dankbarkeit, denn es wird erkannt was man bereits erreicht hat und worauf man stolz sein kann. Dies führt zu positiven Gedanken und einer optimistischeren Grundeinstellung.
  • An der Uni Gießen kam man zu dem Ergebnis, dass Achtsame Menschen psychisch stabiler und gesünder sind. Die täglichen Übungen reduzieren zudem akuten Stress und helfen beim Entspannen.
  • Die Studie um Belinda Ivanovski und Gin Malhi zeigte das die Ausübung von Achtsamkeit zu erhöhter Konzentration, Feingefühl sowie Offenheit führt. Wer Achtsamkeit lebt, ist geduldiger sich selbst gegenüber und anderen. Zudem fördert sie eine bewusste Entschleunigung des Alltags.

Achtsamkeit und Minimalismus

Genau wie bei der Achtsamkeit, steht auch beim Minimalismus das bewusste Leben sowie sich auf das wesentliche zu konzentrieren im Mittelpunkt. Impulskäufe kann man so, mittels Achtsamkeit vermeiden. Man muss für sich selbst die Fragen stellen, ob man diesen Gegenstand überhaupt benötigt und vor allem, wieso man ihn haben möchte. Die so vermiedenen Käufe kommen so auch dem Minimalismus zugute.

Beides strebt an, sich von Ballast zu befreien, egal welcher Art. Denn auch das los lassen Materieller Güter kann sich positiv auf die Psyche ausüben. Fakt ist, wer weniger besitzt muss sich um weniger kümmern und macht sich automatisch weniger Gedanken. Genau darum geht es bei der Achtsamkeit. Je weniger man über vermeintlich unwichtige Dinge grübelt, desto mehr kann man im Hier und Jetzt leben. Sich auf das wesentliche konzentrieren.

Achtsamkeit lernt uns, wie wir mit uns und unserer Umwelt bewusster umgehen. Automatisch werden Dinge und Momente stärker wertgeschätzt. Es muss also nicht ständig neues und auf den ersten Blick besseres gekauft werden.

Übungen für den Alltag

Es braucht nicht viel, um Achtsamkeit in seinen Alltag zu integrieren.

Wenn wir selbst bei den einfachsten Dingen bereits mit den Gedanken ganz wo anders sind und uns somit selbst Stressen, können wir einige Übungen ausprobieren:

  • Wenn wir Rechtshänder sind, sollten wir uns die Zähne mit der linken Hand putzen.
  • Wer gerne warm duscht, sollte es mit kaltem Wasser versuchen.

Automatisch wird man sich auf das Fokussieren was man gerade tut und die Gedanken an die Arbeit oder kommende Termine zur Seite schieben.

Eine weitere gute Übung, um achtsam zu sein, ist das Beobachten unserer eigenen Atmung. Egal ob in der Schlange an der Kasse oder in der vollen Straßenbahn: Wer sich auf seine Atmung konzentriert und versucht diese wahrzunehmen, wird automatisch ruhiger. Achtsamkeit zeigt das es wichtig ist, dass man sich selbst überall und jederzeit aus einem für sich stressigen Moment rausnehmen kann.

Diese Übungen sind aber nur der erste Schritt zu einem achtsamen Leben. Eine Möglichkeit seine eigene Achtsamkeit zu erweitern ist die Meditation. Dabei ist es völlig egal ob man mit Räucherstäbchen oder mit den Kopfhörern meditiert. Dabei reichen selbst fünf Minuten am Anfang aus. Egal ob morgens oder abends vor dem Bett oder in der Bahn auf dem Weg zur Arbeit. Wenn man will, findet man überall einen geeigneten Ort dafür.

Egal zu welchen Übungen man sich entscheidet, es ist wichtig die eigene Achtsamkeit regelmäßig zu trainieren. Denn nur wer an dieser Arbeitet, wird sich schnell aus Stresssituationen herausholen können. Es geht darum zu betrachten was der eigene Geist macht und wie er funktioniert.