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Flüchtige Gesichtsausdrücke, welche nur den Bruchteil einer Sekunde andauern, nennt man Mikroexpressionen (Mikromimik). Mit ihnen werden die sieben universellen Emotionen beschrieben, welche auf der gesamten Welt gleich sind.

  • Zorn
  • Angst
  • Freude
  • Verachtung
  • Überraschung
  • Trauer
  • Ekel

Es gelingt kaum, diese Mikroexpressionen willentlich zu unterdrücken und können hilfreich sein dabei zu erkenne, ob sein Gegenüber die Wahrheit sagt. Mittels Zeitlupenaufnahmen der Gesichter und diverses Schulungsmaterial kann man lernen, diese Mikromimik zu erkennen.

Mikroexpressionen – Die Geschichte

Das erste Mal wurden Mikroexpressionen von Emest A. Haggard und Kenneth S. Isaacs beschrieben. 1966 führten sie in ihrer Studie aus, wie sie diese „Mikromomente“ bei der Sichtung von Filmen über Psychotherapiesitzungen entdeckten. Sie waren dabei nach Anzeichen zwischen Patienten und Psychotherapeuten auf der Suche, die auf eine nonverbale Kommunikation hindeuteten.

William S. Condon leistete in den 60er Jahren Pionierarbeit am Studium von Interkationen. Er untersuchte anderthalb Jahre einen viereinhalb Sekunden langen Film Bild für Bild.  So war er in der Lage, interaktionale Mikrobewegungen zu identifizieren.

Der amerikanische Psychologe John Gottman begann Jahre nach der Condon-Studie die Interaktion von Liebespaaren anhand von Video-Aufnahmen zu untersuchen. Durch das Studium der Mimik konnte er Vorhersagen, ob eine Beziehung auf Dauer halten würde.

Das im Jahr 1978 von Paul Ekman und Wallace Friesen publizierte Kodierungschema FACS ist sehr bekannt für die Gesichtsausdrucksanalyse.

Sieben Ausdrucke, Tausend Möglichkeiten

Die 10.000 verschiedenen Gesichtsausdrücke, welche bis heute katalogisiert wurden, liegen alle auf den sieben grundlegenden Mikroexpressionen zugrunde.

Zorn: Hier spielt die Musik meist im oberen Teil des Gesichtes. Die Augenbrauen senken und verengen sich zu einem düsteren Blick. Der Mund wird schmaler und angespannt, während die Lippen sich leicht öffnen und die Zähne aufeinandergedrückt werden. Auch typisch für diese Mikroexpression ist das herausfordernd nach vorne bewegende Kinn.

Angst: Hier werden angespannte Brauen und weit aufgerissene Augen gezeigt. So kann man bei vergrößertem Sichtfeld schneller die erwartende Gefahr erkennen. Die Entspannung des Kiefers sowie der restlichen unteren Gesichtspartie erlaubt es zu schreien und Sauerstoff aufzunehmen.

Freude:  Zu erkennen ist diese Mikroexpression durch Lachfalten am äußeren Teil des Gesichts und unterhalb der Augenlider bzw. durch Blinzeln. Diese Falten entstehen nicht, wenn jemand nur vorgibt glücklich zu sein. Ebenso ist dann das charakteristische Lächeln nicht zu sehen.

Verachtung: Hier kann die obere Gesichtshälfte diverse Formen annehmen, daher muss man sich, um diese Expression richtig zu deuten, auf die untere Gesichtshälfte konzentrieren. Die Mundwinkel heben sich und formen so ein halbes Lächeln.

Überraschung: Während die untere Gesichtshälfte sowie der Kiefer entspannt ist, ist der Mund dabei geöffnet. Die Augenbrauen sind gehoben und die Augen weit geöffnet.

Trauer: Die Augenbrauen sind gesenkt, während sie sich in der Mitte leicht annähern und der Mund ist nach unten gewölbt. Diese Emotion lässt sich am schwersten künstlich erzeugen.

Ekel:  Am leichtesten von allen Mikroexpressionen, lässt sich Ekel identifizieren. Die gezeigten Emotionen spielen sich nur im Bereich des Mundes und der Nase ab. Während sich die Nase kräuselte, bewegen sich die Lippen nach oben und geben so oft die Sicht auf die Zähne frei.

Mikroexpressionen
Emotionen, Grafik von Piyapong89

Unterschied Mikroexpression und Makroexpressionen

Am einfachsten sind diese beiden Expressionen anhand ihrer Dauer zu unterscheiden. Mikroexpressionen sind nur für den Bruchteil einer Sekunde sichtbar. Makroexpressionen halten hingegen länger an und zeigen dabei die aktuelle Befindlichkeit der Person. Auch wenn wir Rund um die Uhr Emotionen in uns tragen, können manche Menschen diese besser in ihrem Gesicht verbergen. Bei anderen wiederum sind diese sofort zu erkennen.

Subtile Ausdrücke, die hinzukommen und sehr schwer zu deuten sind, ist die dritte Ausdrucksform, welche uns einen Einblick in die Gefühlswelt einer Person geben. Doch nur wer geschult ist, Mikroexpressionen und subtile Ausdrücke zu erkennen und zu deuten, kann die entscheidenden Informationen im Gesicht seines Gegenübers erkennen.

Die Interpretation

Doch auch wenn man Mikroexpressionen erkennt, reicht dies nicht um die Mimik seines Gegenübers genau deuten zu können. Professor der Psychologie an der University of California, Paul Ekmann, hat drei Aspekte definiert, welche man beachten sollte:

  1. Art des Gesprächs: Wer ist der Befragte? Wer ist die befragende Person? Was ist der Inhalt des Gesprächs?
  2. Beziehung der beteiligten Personen: Gibt es bereits vorliegende Konflikte oder Feindseligkeiten? Gibt es eine Hierarchie unter den Parteien? Steht einer der Personen besonders unter Druck?
  3. Der Moment der Mikroexpression: Treten diese auf, wenn die Person spricht oder zuhört? Lösen konkrete Äußerungen diese Expressionen aus?

Lie to me

Auch als Unterhaltung hat sich das Erkennen von Mimik als bewährt herausgestellt. Ein gutes Beispiel dafür ist die US-amerikanische Fernsehserie Lie to Me (Belüge mich). Sie hatte im Jahr 2009 in den USA ihre Erstausstrahlung und kam ein Jahr später auch nach Deutschland.

Dr. Cal Lightman und seine Kollegen übernehmen in der Lightman Group Aufträge, bei denen sie anhand von Mikroexpressionen Lügner entlarven und die Wahrheit herausfinden. Oft sind es dabei lokale oder staatliche Strafverfolgungsbehörden, welche ihre Hilfe benötigen.

Ein wiederkehrendes Handlungselement der Serie sind die kurzen Bilder oder Szenen welche bestimmte Elemente der Körpersprache zeigen und einen Gemütszustand verraten. Diese werden dann mit gleichartigen Bildern oder Szenen bekannter Personen gegenübergestellt, welche der Lüge überführt wurde. Gute Beispiele sind Richard Nixon (Watergate-Affäre), Bill Clinton (Lewinsky-Affäre) und George W. Bush (Begründung für den Irakkrieg).

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