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In den 1960er Jahren wird das Konzept anhand der Merkmale eines „guten Lebens“ und der „guten Gesellschaft“ erstmals thematisiert. Lebensqualität ist ein multidimensionales Konzept. Dieses umfasst sowohl objektive als auch subjektive Komponenten. Um die Lebensqualität zu messen, wurden eine Vielzahl Instrumente entwickelt.

Die Definition der Lebensqualität

Als eine Alternative zum zunehmend fragwürdigeren Konzept des materiellen Wohlstands entstand das Konzept der Lebensqualität in den 1960er Jahren. Die Diskussion der sozialen und ökologischen Kosten und der Grenzen des wirtschaftlichen Wachstums haben maßgeblich zur Entstehung des neuen Konzepts beigetragen.

Dabei gibt es eine Vielzahl an Definitionen für das Konzept. Erik Allardt, ein finnischer Soziologe hat das Konzept durch die Begriffe „having“, „loving“ und „being“ definiert. Er betonte damit das ein gutes Leben auch durch die Qualität von Beziehungen und einem aktiven selbstbestimmten Leben ausgemacht wird.

Amatya Sen (Nobelpreisträger) stimmt mit seinem Befähigungsansatz ebenfalls mit ihm überein, dass Lebensqualität über den materialen Wohlstand hinausgeht.

Alle Konzepte haben jedoch gemeinsam, dass die Lebensqualität nicht vom Wohlstand mit materiellen Gütern und Dienstleistungen abhängig ist. Für manche jedoch bedeutet die persönliche Lebensqualität auch weiterhin die Annehmlichkeiten des materiellen Wohlstands. Gleichzeitig aber erweitern sie ihr herkömmliches Konzept mit sozialen Interaktionen oder der Selbstverwirklichung.

Multidimensionales Konzept

Die Ansätze, welche die Lebensqualität als multidimensionale Konzepte betrachten, haben sich als besonders fruchtbar erwiesen. Die „life-domains“ umfassen dabei subjektive und objektive Komponenten.

In Deutschland liegt das Verständnis von Wohlfahrt und Lebensqualität einer empirischen Lebensqualitätsforschung zugrunde. Dies wird vom amerikanischen „Quality of Life“ Ansatzes von Noll 2004 angelegt. Dabei werden Lebensqualität und Wohlfahrt als die Konstellation von objektiven Lebensbedingungen und subjektivem Wohlbefinden definiert.

Objektiv und Subjektiv

Analysen richten ihre Aufmerksamkeit in erster Linie auf die faktischen Lebensverhältnisse. Dabei werden Umstände der Individuen sowie privaten Haushalte einberechnet. Bei den objektiven Komponenten handelt es sich meist um die Lebensbedingungen im unmittelbaren und mittelbaren Lebensumfeld. Diese wirken sich positiv oder negativ auf die Lebensqualität aus.

Relevante Ressourcen sind beispielsweise:

  • Einkommen und Qualifikationen
  • Einfluss
  • Soziale Beziehungen
  • Intelligenz
  • Charisma
  • physische Attraktivität

Zudem bestimmen objektive Lebensbedingungen eine bessere oder schlechtere individuelle Lebensqualität. Dazu gehören:

  • Familiäre Situation
  • Größe sowie Ausstattung der Wohnung
  • Erwerbsbeteiligung und Arbeitsbedingungen
  • Integration in soziale Kontakt- und Unterstützungsnetzwerke
  • Gesundheitszustand

Prägsam sind dabei auch die Verhältnisse auf dem Arbeitsmarkt, Zustand der Umwelt und die Verkehrsinfrastruktur.

Die objektive Qualität umfasst auch die Qualität und Leistungsfähigkeit der gesellschaftlichen Institutionen. Beispielsweise der sozialen Sicherungssysteme oder des Gesundheits- und Bildungssystems. Letztendlich fließen auch die Rahmenbedingungen und Merkmale der gesellschaftlichen und staatlichen Grundordnung in die persönliche Lebensqualität mit ein. Sie garantieren die Freiheitsrechte und Rechtssicherheiten von Personen.

Die subjektive Qualität wird hingegen durch die Zufriedenheit und Glück, Besorgnisse, Zukunftspessimismus aber auch von Furcht und Einsamkeit der Bürger und Bürgerinnen geprägt.

Wenn die objektiven Lebensbedingungen hohen Qualitätsstandards genügen und zeitgleich auch das positive subjektive Wohlbefinden der Bevölkerung steigert, wird ein hohes Niveau der Lebensqualität erreicht.

Lebensqualität als dynamischer Prozess

Da die Eigenschaften eines guten Lebens sich in einem kontinuierlichen Wandel befinden, müssen sie immer wieder neu definiert werden. Nur so lassen sie sich an die veränderten Rahmenbedingungen und Potenziale anpassen. Aus diesem Grund kann der Erhalt eines hohen Niveaus als ein dynamischer Prozess betrachtet werden. An diesem sind diverse Personen und Institutionen beteiligt:

  • Markt
  • Wohlfahrtstaatliche Institutionen
  • Zivilgesellschaftliche Einrichtungen & Organisationen
  • Private Haushalte
  • Familien
Lebensqualität

All die Erträge dieser Akteure prägen maßgeblich die Art und Qualität des Lebens in einer Gesellschaft. Darüber hinaus bestimmen sie mit der Bereitstellung und der Zugänglichkeit von Güter und Dienstleistungen die Prinzipien der Verteilung sowie das Ausmaß der ökonomischen und sozialen Ungleichheit.

Nicht zuletzt hängt es aber auch von jedem einzelnen ab, ob sich dessen Leben steigert oder senkt. Dies hängt nicht zuletzt von Persönlichkeitsmerkmalen ab. Denn wer aktiv und selbstbewusst sein Leben in die eigene Hand nimmt, sorgt damit für bessere Voraussetzungen für eine eigene hohe Lebensqualität. Selbstwirksamkeitserwartung sowie interne Kontrollüberzeugung sind dabei besonders bedeutsam für die eigene Gesundheitsförderung.

Die messbare Lebensqualität

Die Messung, empirische Beobachtung und Analyse haben allein in den letzten Jahren einen beachtlichen Aufschwung erfahren. Dabei wurde zunehmend das Interesse von politischen Akteuren geweckt. Im Jahr 2013 wurde in Deutschland in diesem Zusammenhang von der Enquetekommission „Wachstum, Wohlstand, Lebensqualität“ eine Auswahl von Indikatoren vorgelegt. Im gleichen Jahr legte die Bundesregierung die Regierungsstrategie „Gut leben in Deutschland“ vor.

Drei Jahre später wurde von der Bundesregierung erstmals ein Bericht in Deutschland veröffentlicht. Dieser Bericht wurde allerdings nicht wie angekündigt nicht verstetigt, sondern nur einmalig veröffentlicht. Das unter erheblichen Mittel entwickelte Indikatorensystem zur Messung sowie Beobachtung der Lebensqualität wird ebenfalls nur sporadisch aktualisiert. Mittlerweile ist dies aber auch nicht mehr von Bedeutung.

Seit einigen Jahren haben sich die Forschungsaktivitäten stärker auf das subjektive Wohlbefinden und andere Komponenten verlagert. Die seit den 1970er Jahren entwickelte Mess- und Beobachtungsinstrumente werden mittlerweile als kontrovers und kritisch beurteilt.

Der ehemalige französische Präsident Sarkozy beförderte diese Entwicklung mit einer eingesetzten und hochrangig besetzten Kommission. Diese hatte den Auftrag, Vorschläge für ein verbesserte und ökonomischere Wohlfahrts- und Fortschrittsmessung zu entwickeln. Diese, von Eurostat 2015 dokumentierten „Quality of Life Indicators“ haben inzwischen durchaus Früchte getragen.

Es war allerdings nicht der erste Ansatz zur Messung. Dazu gehören das „European System of Social Indicators“, Lebensqualitätsindizes sowie spezifische Bevölkerungsumfragen. Beispielsweise „European Quality of Life Survey“.

Die Konstruktion von summarischen Lebensqualitätsindices genießen seit kurzem eine beachtliche Aufmerksamkeit. Diese wird nicht zuletzt von der Hoffnung befeuert eine Alternative zum vielkritisierten BIP bieten zu können.

Herausforderungen

Die Vorstellungen von einem „guten Leben“ stellen eine Herausforderung in den Diskussionen über den Klimawandel dar. Dabei ist eine Zunahme von politischen Forderungen zu beobachten. Diese sehen eine Limitierung oder sogar eine gezielte Absenkung der materiellen Standards vor, welche mit einem guten Leben und einer erhöhten Lebensqualität nicht vereinbar sind.

Die Widersprüche zwischen den Erwartungen der Bevölkerung und der Politik, wenn es im ein hohes Niveau an Lebensqualität geht, dürften auch in der Zukunft zu gesellschaftlichen und politischen Spannungen führen.

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