Game of Thrones und Feuer und die Sache mit Der Herr der Ringe: George R.R. Martin, der Schöpfer der epischen Fantasy-Reihe „Das Lied von Eis und Feuer“, hat in zahlreichen Interviews Einblicke in seine Inspirationsquellen, seinen Schreibprozess und seine Sichtweise auf Vergleiche mit J.R.R. Tolkiens „Der Herr der Ringe“ gegeben.
Inhaltsverzeichnis
ToggleInspirationsquellen
Martin betont oft, dass die tiefgreifendsten Einflüsse diejenigen sind, die man in der Kindheit erlebt. In seiner Jugend las er Autoren wie H.P. Lovecraft, Robert E. Howard, Robert A. Heinlein, Isaac Asimov und Fritz Leiber. Diese vielfältige Lektüre prägte seinen breiten Ansatz beim Schreiben, der Elemente aus Science-Fiction, Fantasy und Horror umfasst. Zudem ließ er sich stark von historischen Ereignissen inspirieren, insbesondere von mittelalterlichen Begebenheiten wie dem Hundertjährigen Krieg und den Rosenkriegen. Diese historischen Parallelen sind in den komplexen politischen Intrigen und Machtkämpfen seiner Werke erkennbar.
Schreibprozess und Arbeitsweise
Martin ist bekannt für seinen detaillierten und zeitaufwändigen Schreibprozess. Er beginnt jeden Tag um 10 Uhr morgens mit der Überarbeitung des am Vortag Geschriebenen und kann je nach Inspiration den ganzen Tag schreiben oder mit Schreibblockaden kämpfen. Interessanterweise schreibt er immer noch auf einem alten MS-DOS-Computer mit der Textverarbeitung WordStar 4.0, da er diese Arbeitsweise bevorzugt. Sein Ziel ist es, pro Tag sechs saubere Seiten zu schreiben, obwohl er zugibt, dass dies nicht immer gelingt. Im Vergleich dazu hat er einmal Stephen King gefragt, wie dieser es schafft, so schnell zu schreiben, worauf King antwortete, dass er täglich sechs Seiten schreibt. Martin hingegen kämpft oft mit Selbstzweifeln und dem Druck, den Erwartungen der Fans gerecht zu werden.
Vergleich mit "Der Herr der Ringe"
Obwohl Martins Werk oft mit Tolkiens „Der Herr der Ringe“ verglichen wird, sieht er selbst deutliche Unterschiede. Er bewundert Tolkien zwar, kritisiert jedoch die vereinfachte Darstellung von Gut und Böse in dessen Werk. Martin strebt danach, die Komplexität menschlicher Natur und die Grauzonen moralischer Entscheidungen darzustellen. Er hinterfragt die mittelalterliche Philosophie, dass ein guter König automatisch zu einem prosperierenden Land führt, und betont, dass gute Absichten allein nicht ausreichen, um ein weiser Herrscher zu sein. Zudem unterscheiden sich seine Drachen von denen Tolkiens: Während Tolkiens Drachen intelligent sind und sprechen können, sind Martins Drachen eher tierisch und kommunizieren nicht verbal.

Das Lied von Eis und Feuer und seine Verfilmung als Serie
„Das Lied von Eis und Feuer“ (Originaltitel: A Song of Ice and Fire) ist eine epische Fantasy-Romanreihe des US-amerikanischen Autors George R.R. Martin. Die Reihe begann mit dem ersten Band A Game of Thrones (deutsch: Die Herren von Winterfell), der 1996 veröffentlicht wurde. Ursprünglich war die Geschichte als Trilogie geplant, doch aufgrund der wachsenden Komplexität des Plots erweiterte Martin das Konzept auf sieben Bände. Bislang sind fünf Romane veröffentlicht:
- A Game of Thrones (1996) / Die Herren von Winterfell (1997)
- A Clash of Kings (1998) / Das Erbe von Winterfell (1999)
- A Storm of Swords (2000) / Der Thron der Sieben Königreiche (2000)
- A Feast for Crows (2005) / Zeit der Krähen (2006)
- A Dance with Dragons (2011) / Der Sohn des Greifen (2012)
Die letzten beiden geplanten Bücher, The Winds of Winter und A Dream of Spring, sind noch nicht erschienen.
Die Welt und Handlung
Die Geschichte spielt in einer fiktiven mittelalterlichen Welt, die sich auf zwei Hauptkontinente konzentriert: Westeros und Essos. Die Handlung dreht sich um mehrere miteinander verflochtene Erzählstränge:
Der Kampf um den Eisernen Thron – Die sieben Königreiche von Westeros werden von verschiedenen Adelshäusern umkämpft, die alle den Anspruch auf die Herrschaft erheben. Die wichtigsten Häuser sind Stark, Lannister, Baratheon, Targaryen und Greyjoy.
Die Bedrohung aus dem Norden – Jenseits der großen Mauer, die Westeros von den eisigen Landen im Norden trennt, wächst eine übernatürliche Bedrohung: die Weißen Wanderer, untote Kreaturen, die die Menschheit auslöschen könnten.
Die Reise von Daenerys Targaryen – Als letzte Überlebende des einst mächtigen Hauses Targaryen wächst Daenerys in Essos auf. Sie erhebt sich zur Herrscherin und sammelt eine Armee, um Westeros zurückzuerobern.
Martin zeichnet sich durch eine realistische Darstellung von Politik, Krieg und Verrat aus. Charaktere sind nicht eindeutig gut oder böse, sondern handeln aus Eigeninteresse, Überlebenswillen oder Ehrgefühl. Der Tod spielt eine zentrale Rolle, und selbst Hauptfiguren können überraschend sterben.
Verfilmung als TV-Serie: "Game of Thrones"
Die Rechte an Das Lied von Eis und Feuer wurden von HBO erworben, und die Fernsehserie „Game of Thrones“ wurde von David Benioff und D.B. Weiss als Showrunner produziert. Die Serie lief von 2011 bis 2019 und umfasst acht Staffeln mit insgesamt 73 Episoden.
Erste Staffeln: Eine originalgetreue Adaption
Die ersten Staffeln hielten sich weitgehend an die Buchvorlagen und wurden für ihre komplexe Handlung, die realistische Darstellung von mittelalterlicher Politik und ihre hochwertigen Produktionswerte gelobt. Die Besetzung umfasste Schauspieler wie:
- Sean Bean als Eddard Stark
- Lena Headey als Cersei Lannister
- Peter Dinklage als Tyrion Lannister
- Emilia Clarke als Daenerys Targaryen
- Kit Harington als Jon Schnee
Die detailgetreue Adaption und Martins aktive Beteiligung als Berater trugen zum Erfolg der Serie bei. Die Mischung aus politischen Intrigen, brutalen Kämpfen und magischen Elementen zog ein Millionenpublikum in den Bann.
Spätere Staffeln: Kontroversen und Abweichungen
Ab Staffel 5 begann die Serie, sich von den Büchern zu lösen, da Martin mit dem Schreiben der nächsten Romane nicht nachkam. In den letzten beiden Staffeln mussten Benioff und Weiss die Geschichte eigenständig fortführen, basierend auf groben Notizen von Martin. Dies führte zu wachsender Kritik von Fans und Kritikern:
- Viele Handlungsstränge wurden stark verkürzt oder nicht zufriedenstellend aufgelöst.
- Die Entwicklung einiger Charaktere, insbesondere Daenerys Targaryen, wurde als unlogisch empfunden.
- Das Tempo der Erzählung nahm drastisch zu, was im Kontrast zu den langsamen, sorgfältigen Entwicklungen der frühen Staffeln stand.
Die achte und letzte Staffel von Game of Thrones wurde besonders kritisch gesehen, vor allem das Ende, das viele Fans als enttäuschend empfanden. Trotz der Kritik bleibt die Serie eine der einflussreichsten TV-Produktionen aller Zeiten.
Erbe und weitere Adaptionen
Obwohl die Serie umstritten endete, hinterließ sie ein bleibendes Vermächtnis. HBO produziert derzeit weitere Spin-off-Serien aus der Welt von Das Lied von Eis und Feuer, darunter:
- „House of the Dragon“ (2022 – ) – Eine Serie, die 200 Jahre vor den Ereignissen von Game of Thrones spielt und den Aufstieg und Fall des Hauses Targaryen behandelt.
- Weitere geplante Projekte, darunter eine Serie über Jon Schnee, eine Adaption der „Dunk & Egg“-Novellen und animierte Spin-offs.
Ein Meisterwerk der Fantasy mit umstrittener TV-Umsetzung
Das Lied von Eis und Feuer ist eines der bedeutendsten Werke der modernen Fantasy-Literatur. Seine komplexen Charaktere, politischen Intrigen und unvorhersehbaren Wendungen haben Millionen von Lesern und Zuschauern fasziniert. Die Verfilmung Game of Thrones brachte die Geschichte einem weltweiten Publikum näher, auch wenn das Serienfinale umstritten war. Fans warten nun gespannt auf The Winds of Winter und weitere Entwicklungen im Westeros-Universum.