Inhaltsverzeichnis
ToggleStar Trek
Original todernst - Deutsche blödeln herum
Am 27. Mai 1972 war es soweit: „Raumschiff Enterprise“ eroberte die deutschen Wohnzimmer – und Kirk und Spock gleich mit. Doch die beiden Enterprise-Helden waren in der deutschen Version nicht ganz die gleichen wie im Original.
Die Synchronautoren hatten nämlich freie Hand und würzten die Dialoge mit deftigen Sprüchen und Kalauer. So bekamen die Zuschauer Sprüche wie „Beam mich rauf, Scotty!“ oder „Spock, du spinnst ja!“ zu hören, die im Original so nie vorkamen.
Zwar sorgte diese kreative Freiheit damals für Stirnrunzeln bei einigen Puristen, doch genau diese lockeren Sprüche trugen wohl zum Kultstatus der Serie bei. Die frechen Sprüche machten Kirk und Spock nahbarer und sorgten dafür, dass die Serie auch beim Publikum ankam, das sich sonst nicht für Science-Fiction interessiert hätte.
So wurde aus „Raumschiff Enterprise“ dank der Synchronautoren mehr als nur eine simple Übersetzung – es wurde ein Stück Popkultur, das bis heute unvergessen ist.
Im All ist es ernst, Mann!
Durch die unendlichen Weiten des Kosmos zu düsen – klingt nach Abenteuer und Nervenkitzel, oder? Aber mal ehrlich: So ein Trip ist weit mehr als nur die Erfüllung eines Kindheitstraums.
Technisch gesehen ist so ein Unterfangen eine echte Höllenfahrt. Da kann so einiges schiefgehen, und dann wird’s schnell ungemütlich. Selbst wenn alles glattgeht, lauert hinter jedem Sternhaufen das Ungewisse.
An Bord der Enterprise: Wo Kumpel Spock keine Witze reißt
Vergesst flapsige Sprüche und lockeres Gerede an Bord der Enterprise. Hier geht es nüchtern und professionell zu. Schließlich ist das Raumschiff auf Erkundungsmission und gehört zur Flotte der Föderation – quasi die Nachfolgeorganisation der US-Navy im Weltall.
Captain und Offiziere stehen auf der Brücke, Uniformen sind Pflicht, Befehle werden klar und deutlich erteilt und diszipliniert ausgeführt. Kein Platz für Späße also, wenn es darum geht, neue Welten zu entdecken und fremde Lebensformen zu begegnen.
So sah man es zumindest im TV-Serienklassiker „Star Trek“, der von 1966 bis 1969 in 79 Episoden in den USA über die Bildschirme flimmerte.
Fast sechs Jahre mussten die Deutschen warten, bis Captain Kirk und seine Crew auch die Wohnzimmer der Bundesrepublik erkundeten. Am 27. Mai 1972 war es dann endlich soweit: „Raumschiff Enterprise“ – oder besser gesagt: „Raumschiff Enterprise: Neue Synchronfassung“ – flimmerte über die Bildschirme des ZDF.
Doch nicht nur die Optik war neu, sondern auch die Akustik. Denn die deutschen Synchronautoren hatten sich bei den Dialogen einige Freiheiten erlaubt und Kirk, Spock und Co. mit deftigen Sprüchen und Kalauer ausgestattet, die im Original so nie vorkamen.
Ob das dem Kultstatus der Serie geschadet oder ihm sogar noch Auftrieb gegeben hat, darüber lässt sich streiten. Fakt ist aber: Die deutsche Version von „Raumschiff Enterprise“ mit ihren frechen Sprüchen ist unvergessen und hat für viele Zuschauer die Faszination für die unendlichen Weiten des Weltraums geweckt.
Kirk und Spock auf Flirtkurs: In der deutschen "Enterprise" fliegen die Sprüche
Da wurden aus Raumschiff-Missionen rasante Abenteuer, aus Phaser-Duellen packende Krachnummern und aus angespannten Momenten lockere Plaudereien. Kirk und Spock klangen plötzlich wie zwei Jungs auf Flirtkurs und McCoy wie der knurrige, aber liebenswerte Opa am Stammtisch.
Ob man die „neue Synchronfassung“ nun als Frevel an der Originalität oder als geniale Idee bezeichnen möchte, sei dahingestellt. Fakt ist: Die deutschen Sprüche und Floskeln machten die „Enterprise“-Crew nahbarer und sorgten dafür, dass die Serie auch bei Zuschauern ankam, die sonst eher wenig mit Science-Fiction am Hut hatten.
So wurde aus „Raumschiff Enterprise“ dank der kreativen Synchronisation mehr als nur eine simple Übersetzung – es wurde ein Stück Popkultur, das bis heute Kultstatus genießt.
"Sol-Geschwindigkeit" und "Pane Chekov": An Bord der Enterprise regierte kreatives Chaos
Neben den flotten Sprüchen nahmen sich die deutschen Synchronautoren von „Raumschiff Enterprise“ noch weitere Freiheiten, die so manchem Zuschauer Fragezeichen auf die Stirn zauberten.
Aus der „Warp-Geschwindigkeit“, mit der die Enterprise durch den Kosmos düste, wurde im Deutschen die etwas seltsam klingende „Sol-Geschwindigkeit“. Was wohl eine abgekürzte Version von „Speed of Light“ sein sollte, sorgte zumindest für Verwirrung.
Während McCoys Spitzname „Bones“ mit „Pille“ noch einigermaßen ins Deutsche übersetzt wurde (schließlich war er ja Arzt), konnte man den Sinn hinter Kirks Bezeichnung seines Navigators Pavel Chekov (Walter Koenig) als „Pane Chekov“ im ZDF wohl nur erahnen. „Spitzohr“ war hingegen Spocks respektloser Spitzname, der ihm wohl aufgrund seiner vulkanischen Herkunft verpasst wurde.
Ob diese kreativen Übertragungen dem Originalgedanken von „Star Trek“ entsprachen, darüber lässt sich streiten. Fakt ist aber, dass sie für zusätzliche Unterhaltung sorgten und die Serie in der deutschen Version unvergesslich machten.
Spock auf Entzug: In Deutschland litt er am harmlosen "Weltraumfieber"
In der Episode „Amok Time“ der Originalserie durchlebt der Halbvulkanier Spock eine hormonell bedingte Phase der Raserei, die im Deutschen als „Brunftzeit“ bezeichnet wird. Dem ZDF war dies wohl etwas zu heiß, und so wurde Spocks Zustand in der deutschen Fassung kurzerhand in harmloses „Weltraumfieber“ umgetauft.
Zusätzlich kürzte der Sender die Episode um einige Szenen und strahlte bis in die 1980er Jahre lediglich 39 der insgesamt 79 Folgen von „Raumschiff Enterprise“ in mehreren Wiederholungen aus.
Obwohl die deutsche Version der Serie also nicht ganz originalgetreu war, trug sie doch zum Kultstatus von „Star Trek“ in Deutschland bei. Die frechen Sprüche, die kreativen Übertragungen und die gekürzten Folgen sorgten für zusätzliche Unterhaltung und machten die Serie unvergesslich.
Heute schmunzelt man über die „Pane Chekov“-Übersetzungen und das „Weltraumfieber“ und genießt „Raumschiff Enterprise“ einfach als Kultklassiker mit ganz eigenem Charme.
Ab 1987: "Enterprise" ohne Kalauer, dafür mit Nazis
1987 war es dann endlich soweit: Sat.1 strahlte die fehlenden Folgen von „Raumschiff Enterprise“ aus. Bis auf die Episode „Patterns of Force“, die aufgrund ihrer Nazi-Thematik erst in den 1990ern für den Videomarkt synchronisiert wurde, konnten die deutschen Zuschauer nun die komplette Serie in ihrer vollen Pracht genießen.
Doch die Synchronisation dieser neuen Folgen war deutlich seriöser als in der ZDF-Version. Keine flapsigen Sprüche, keine „Pane Chekov“-Übersetzungen und kein „Weltraumfieber“ für Spock. Stattdessen konzentrierte man sich auf eine originalgetreue Wiedergabe der Dialoge und Handlungen.
Dieser Ansatz setzte sich auch bei den „Star Trek“-Kinofilmen und Nachfolgeserien fort. Die Kalauer und Sprüche, die in der deutschen Fassung der Originalserie noch für Unterhaltung gesorgt hatten, waren passé. Stattdessen lag der Fokus auf einer möglichst authentischen Übersetzung und Synchronisation.
Ob man die „Enterprise“-Version von Sat.1 besser oder schlechter fand als die des ZDF, ist natürlich Geschmackssache. Fakt ist aber, dass die seriöse Synchronisation der späteren Folgen dazu beigetragen hat, „Star Trek“ in Deutschland zu einem noch populäreren Kultphänomen zu machen.
"Star Trek"-Kalauer: Ein typisches Kind der 70er Jahre
Die kreative, kalauerlastige Synchronisation von „Raumschiff Enterprise“ im Auftrag des ZDF war in den 1970ern keine Ausnahme, sondern entsprach dem damaligen Zeitgeist. Schon seit den späten 1960ern war „Schnodderdeutsch“ in den deutschen Fassungen von Filmen und TV-Produktionen en vogue.
Man sprach damals von „German Dubbing“ oder „Germanization“, wenn Dialoge in Filmen und Serien so angepasst wurden, dass sie dem deutschen Publikum humorvoller und zugänglicher erschienen. Dabei nahm man es mit der Originalität nicht so genau und scheute sich nicht davor, deftige Sprüche, Kalauer und Dialekt-Einwürfe hinzuzufügen.
Diese Herangehensweise hatte sowohl positive als auch negative Seiten. Einerseits sorgte sie dafür, dass die Produktionen beim deutschen Publikum Anklang fanden und für Unterhaltung sorgten. Andererseits ging dadurch oft ein Teil der künstlerischen Intention und des kulturellen Hintergrunds der Originalwerke verloren.
Die „Star Trek“-Synchronisation im ZDF war also ein typisches Produkt ihrer Zeit. Sie trug zum Kultstatus der Serie in Deutschland bei, auch wenn sie heute teilweise als antiquiert oder unpassend empfunden wird.
Heute ist man bei der Synchronisation von Filmen und Serien deutlich näher am Original. Man legt Wert auf eine möglichst authentische Wiedergabe der Dialoge und Handlungen und verzichtet auf unnötige „Germanisierungen“. Die Zeiten von „Pane Chekov“ und „Weltraumfieber“ sind also vorbei – aber die Erinnerungen daran sorgen noch heute für Schmunzeln bei den Fans der Originalserie.