Retail-Trends: Für die Trendentwicklungen im Retail sind Megatrends enorm wichtig. Sie sind die Treiber des Wandels und beeinflussen maßgeblich alle Aspekte von Gesellschaft und Wirtschaft. Die Veränderungen die Megatrends hervorbringen, sind nicht nur von kurzfristiger Dauer, sondern bleiben auf mittlere bis lange Sicht.
Krisen wie der Krieg Russlands gegen die Ukraine oder die Corona-Pandemie können die Bedeutung der Megatrends für diverse Wirtschaftliche und Gesellschaftliche Bereiche zwar verändern, jedoch bleiben sie weiterhin gültig. Im Bezug auf die Wirtschaft sind mehrere Megatrends von Bedeutung.
Konnektivität
Dieser Megatrend beeinflusst maßgeblich seit Entstehung des E-Commerce den Einzelhandel. In Sachen Konnektivität hat der Handel in den letzten Jahren einen immensen Schub gemacht. Grund dafür ist die mittlerweile weltweite Vernetzung und die damit erfolgreich zum Einsatz kommenden technologischen Möglichkeiten.
Die Gesellschaft ist aktuell geprägt von einem erhöhten Bedürfnis nach Sicherheit. Besonders während der Pandemie ging es um die Sicherstellung der eigenen Gesundheit. Diese beiden Faktoren lösen sich nun wieder.
Sicherheit
Der Angriffskrieg Russlands gegen die Ukraine hat dem Megatrend Sicherheit in eine größere wichtigere Position gerückt. Man hat Sorge um sein eigenes Leben, auch wenn diese Angst in den meisten Fällen unbegründet ist. Diese Angst jedoch prägt die Gesellschaft und ihre Vorstellung der nahen Zukunft. Der Frieden, den wir bis dato als Selbstverständlich ansahen, gerät ins Wanken.
Retail-Trends und die Globalisierung
Die Sorge um den Frieden sorgt für eine Verschiebung und Neubewertung des Megatrends Globalisierung. Die Globalisierung, welche uns in den letzten 30 Jahren dominierte, nähert sich ihrem Ende. Schon vor dem Krieg zeigte sich die Verletzlichkeit der Weltweiten Abhängigkeit während der Pandemie.
Es kam zu Produktionsstopps, Lieferengpässen sowie Grenzschließungen. Damit wurde uns klar, wie fragil eigentlich das globale Wirtschaftssystem ist. Zudem machte dies deutlich, wie sich die Welt hin zu einer multipolaren Weltordnung bewegt.
Seitdem werden viele Debatten geführt. Unter anderem stellt sich die Frage, inwieweit entwickelte Länder ihren Wohlstand auf Kosten weniger gut entwickelter Länder gründen dürfen. Auch ist die Frage, mit welchen politischen Systemen man künftig Geschäfte machen darf.
Der Megatrend Globalisierung löst sich zunehmend von der „Anything-goes“ Mentalität, denn die Annahme das Ärmere vom Wohlstand der westlichen Zivilisation profitieren, kann kaum noch bekräftigt werden. Die Stimmen für eine ethisch-moralischeren Form der Globalisierung werden mehr.
Weg von Wirtschaft, hin zum Wertesystem
Der Trend (Retail-Trends) zur Glokalisierung und Re-Regionalisierung stellt nur einen Teil der Lösung dar. Um Produktion und Lieferketten effizienter und nachhaltiger zu gestalten, sind Offshoring und Nearshoring gute Modelle. Dabei geht es nicht um eine komplette Rückverlagerung der Produktionen in die nähere Umgebung. Vielmehr geht es um ein Abwägen, welche Auslagerungen zukünftig noch sinnvoll sind und welche Produktionen in der Zeit der Stapelkrise besonders störanfällig ist. Wenn diese Fragen geklärt sind, kann daraus eine bewusste Globalisierung entstehen, bei der sich der Wohlstand gleichmäßig verteilen lässt.
Retail-Trends: Neo-Ökologie
Die Werte Verantwortung, Fairness sowie Gerechtigkeit finden sich alle im wichtigsten Megatrend unserer Zeit wieder: Neo-Ökologie. Mittlerweile ist klar geworden, dass sich globale Krisen auch nur Global lösen lassen. Denn nur wenn sich sämtliche Gesellschaftsbereiche auf ein neues Nachhaltigkeitsparadigma ausrichten, kann es gelingen die Klimakrise zu meistern.
Die Transformation der Wirtschaft in Richtung eines progressiven Postwachstums spielt dabei eine zentrale Rolle. Dies mag in Zeiten von Rezession und Stagnation ohnehin unumgänglich wirken. Das reine Profit-Denken wird durch die Frage nach Sinn und Zweck des Wirtschaftens sowie den Werten Wertschätzung, Vertrauen, ökologische Nachhaltigkeit und Solidarität abgelöst.
Dieses Nachhaltigkeitsparadigma verändert die Verhaltens- und Sichtweisen der globalen Gesellschaft, der Politik und der Kultur. Das gesamte Wirtschaftssystem sowie das unternehmerische Handeln werden dabei neu bewertet und angepasst.
Da Retail-Trends sehr konkrete Orientierung in dynamischen Handelsmärkten geben, können diese als Frühwarnsysteme verstanden werden. Vier Trends sind dabei besonders interessant:
Retail-Trends: Retailverse
Das Metaverse bietet nicht nur die Chance Kontakte zu knüpfen, sondern ermöglicht zudem Unternehmen ihre Konsumenten zu treffen. Da der aktuelle E-Commerce sehr produktiv ist, wird auch in Zukunft der Fokus auf real-digitale Erfahrungen gesetzt. Dieser schafft zwar echte Nähe, leidet allerdings unter der sozialen Interaktion des klassischen Handels. Die Erfolgsmodelle von Unternehmen wie Samsung, Kaufland und Co. machen deutlich, dass die Mechanismen des Metaversums längst in der Realität angekommen sind.
Doch das Metaversum wird den Handel nicht mit einem Schlag umkrempeln können. Es bietet den Unternehmen allerdings eine große Möglichkeit zum Experimentieren. Experimente die weg von den klassischen Verkaufsmodellen führen, hin zu mehr Interaktion mit den Konsumenten. Das Metaversum ist nicht bloß nur ein weiterer Kontaktpunkt zu den Kunden. Es ist ein Ort an dem Menschen Leben und gerne ihre Zeit verbringen.
Um den Wandel von Online-Shops und digitalen Plattformen in das Retailverse zu verstehen, muss mit den Menschen im Metaversum ins Gespräch kommen und ihnen zuhören. Dabei ist es wichtig, mit Neugier in die virtuellen Welten einzutauchen, auch wenn sich ihre wahre Größe erst noch entfalten wird.
Customer to Manufacturer
Was unter anderem bei Books on Demand schon gang und gebe ist, findet mit dem Business-Modell C2M immer mehr Anwendungsmöglichkeiten. Hier wird erst produziert, wenn die Nachfrage besteht. Dank Community-orientierten Plattformen hat dieses Modell die Kraft, die klassische Vertriebslogistik umzukrempeln.
Während die Plattformökonomie dem Handel bereits große Unterbrechungen gebracht hat, wird nun mit anderen Mitteln versucht, Hersteller und Kunden auf direktem Weg zusammen zu führen. C2M wird die Zukunft des E-Commerce neben B2C und B2B grundlegend umstrukturieren.
Zu Beginn der Pandemie hat das Direct to Consumer Modell an Beliebtheit gewonnen. Es geht sogar so weit, dass Kunden direkt mit Fabriken, indem die Produkte gefertigt werden in Kontakt treten. Dafür eignen sich besonders gut Online-Plattformen.
Bei Costumer to Manufacturer können Konsumenten selbst Produkte anfragen, welche dann zeitnah in die Produktion gehen. Die Integration von Cloud Computing, Big Data und die KI-gestützte Datenanalyse machen dies möglich. Wenn Produkte erst bei Nachfrage produziert werden, kann auch besser auf individuelle Wünsche eingegangen werden.
Auch wenn C2M noch ein Nischenphänomen ist, müssen sich Verkäufer jetzt schon mit diesem Business-Modell auseinandersetzen, denn Online-Plattformen fördern zunehmend den Sprung auf den Massenmarkt. Der Trend wird durch die Sozialen Medien und dessen Entscheidungen auf die Käufe der Konsumenten stetig wachsen und an Bedeutung gewinnen.
Rural Retail
Während in den letzten Jahrzehnten der Fokus des Handels in den Städten lag, zeichnet sich eine Eroberung des ländlichen Raums ab. Denn dort warten neue Märkte und Potenziale auf den Handel. Besonders digitale Pioniere und Vorreiter/innen haben diese Potenziale entdeckt und konzentrieren sich nun darauf. Sie wissen, dass sich zwischen Vogelgezwitscher und Kirchenglocken, dass Innovationspotenzial der Zukunft versteckt.
Doch neue Konzepte, Angebote und Services, um Kunden im ländlichen Gebiet zu erreichen, entstehen nur langsam. Da die Kaufkraft außerhalb der Städte weiterwächst, lohnt es sich jedoch auch mal den Schritt ins Dorf zu wagen.
Viele namhafte Unternehmen wagen mit lokalen Stores den Schritt hinaus aus den Metropolen. Business Ecosystems, Logistik- und Service-Netzwerke werden sich langfristig auf dem Land etablieren, indem sie klassische Aktivitäten für die Bedürfnisse ländlicher Gebiete neu erschaffen.
Zero Waste Packaging
Verpackungen sind seit langem ein gewaltiges Müllproblem. Glücklicherweise sind Alternativen dazu bereits am Start. Das aufwendig gestaltete Verpackungen nicht nur von dem Käufer/innen bewundert werden, zeigen die unzähligen Unboxing Videos im Internet.
Längst ist die Verpackung nicht nur zum Schutz der Ware vor Schäden da. Sie ist das erste mit dem der Käufer/in physisch in Kontakt gerät. Was allerdings für einen kurzen Moment die Freude über die neue Errungenschaft steigert, landet früher oder später trotzdem im Müll. Der Online-Handel verstärkt dieses Problem zunehmend.
Green Pressure beschreibt den spürbaren Druck für neue gesetzliche Vorgaben. Dieser wird von Konsumenten und von progressiven Wettbewerbern ausgeübt. Daher ist es an der Zeit, Verpackung nicht von vorneherein als Übel zu bezeichnen, sondern diese von Grund auf zu überdenken. Was soll sie zukünftig leisten? Um diese Frage zu beantworten, muss die gesamte Supply Chain analysiert und optimiert werden.
Packaging as a Service bzw. Circular Packaging as a Service ist dabei eine wichtige Entwicklung. Diese Modelle bieten Lösungen für einen umweltverträglicheren Konsum. Dabei geht die Verpackung weg von ihrem Image als bloßes Verbrauchmaterial, hin zum Investitionsgut von Dienstleister und Produzenten.
Nachhaltigkeit wird uns ab sofort begleiten, daher wird der Trend zu Zero Waste Packaging in der nahen Zukunft immer weiterwachsen. Künftig geht es nicht nur um eine Reduktion, vielmehr um eine Aufwertung von Verpackungsmaterial. Für die Langlebigkeit und Re-Usability sind hochwertige und robuste Materialien entscheidend. Mehrwegsystem müssen sich zudem in den Alltag der Konsumenten einfügen können.
Kooperationen mit Start-ups und Dienstleistern aus dem Bereich Packaging as a Service sind für Händler eine gute Möglichkeit, sich bereits heute gut aufzustellen. Nur gemeinsam mit der Verpackungsindustrie und der Logistikbranche kann der Handel Lösungen umsetzen, die künftig die alten Verpackungen ablösen können.