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Downshifting

Nicht wenige haben sich das feste Ziel gesetzt, in ihrem Leben die Karriereleiter hinaufzuklettern. Doch dieses Vorhaben kennt nur zwei Ergebnisse: Entweder man erreicht den Posten, den man sich erhofft hat oder man verausgabt sich und landet im Burnout. Downshifting bietet da eine Alternative.

Definition und Ursprünge des Downshiftings

Der Begriff bezeichnet einen Lebensstil, bei dem man bewusst auf eine höhere Konsum- und Karriereorientierung verzichtet. Stattdessen wird mehr Wert auf die persönliche Entwicklung, soziale Beziehungen und die Erfüllung von Bedürfnissen gelegt.

Downshifting leitet sich vom englischen „downshifting“ ab, was so viel wie „zurückschalten“ bedeutet. Es geht um die bewusste Reduzierung des eigenen Lebensstandards. Dies geschieht, wenn das Arbeits- und Konsumleben als stressig empfunden wird.

Downshifting hat seine Ursprünge in den 1990er Jahren. Während dieser Zeit entstand in den westlichen Industrieländern ein zunehmender Wohlstand. Geprägt war dieser durch den Konsum von Gütern und Dienstleistungen sowie durch den Besitz von Statussymbolen. Dieser Druck führte jedoch auch zu einem hohen Maß an Stress, Überarbeitung und sogar zum Burnout. Nicht wenige Menschen begannen sich nach einem bewussteren und erfüllteren Leben zu sehen.

Der Lebensstil wurde zu einer Alternative für Menschen, die sich von diesem Konsum- und Karrieredruck befreien wollten. Sie legten den Fokus auf eine höhere Lebensqualität. Erreicht werden sollte dies, durch das Zurückfahren des eigenen Lebensstils und den Abbau von Stress und Überarbeitung.

Mittlerweile hat sich das Downshifting als eine Lebensphilosophie etabliert, die auf der ganzen Welt praktiziert wird. Diese Menschen streben nach einem Leben, das mehr Sinn, Freude und Erfüllung bietet. Es geht dabei jedoch nicht darum, auf alles zu verzichten. Man soll lernen, bewusster mit den eigenen Ressourcen umzugehen und das Leben in Einklang mit den eigenen Bedürfnissen zu gestalten.

Wie wirkt Downshifting auf den Stress?

Wer sich für Downshifting entscheidet, zieht die ausgeglichene Work-Life-Balance der Karriere vor. Dieser mutige Schritt, der meist das Aus für die eigene Karriere bedeutet, ist für viele heute noch undenkbar.

Meist ist dieser Schritt aber die letzte Möglichkeit, um einen drohenden Burnout oder anderen psychischen oder physischen Erkrankungen vorzubeugen. Downshifting bedeutet das man weniger Stress, Hektik und Zeitnot ausgesetzt ist, welche in vielen Unternehmen vorherrschen.

Um dies zu erreichen, wird entweder die Arbeitszeit reduziert oder man wechselt in einen Beruf mit einem geringeren Einkommen. Das „gewählte einfache Leben“ kommt laut Erfahrungsberichten aber mit einer höheren Lebensqualität daher. Es scheint ganz, so dass man Glück eben nicht kaufen kann.

Wann sollte man sich für Downshifting entscheiden?

In den letzten Jahren stiegen die Zahlen psychischer oder physischer Krankheiten aufgrund von beruflichem Stress immer weiter an.

Wieviel letztendlich „zu viel“ Arbeit ist, lässt sich dabei pauschal nicht beantworten. Was in Deutschland auf dem Papier meist bei 40 Stunden pro Woche liegt, sind bei Frauen laut einer Studie aber meist 50 oder mehr Stunden. Damit steigt bei ihnen das Risiko für Folgeerkrankungen. Dies hängt meist von ihrer Doppel- oder sogar Dreifachbelastung zusammen. Denn viele Frauen kümmern sich neben ihrem Job noch um den Haushalt, die Kinder und/oder pflegebedürftige Angehörige.

Wie sieht die perfekte Arbeitszeit bei Downshifting aus?

Auch wenn die für sich selbst perfekte Arbeitszeit von vielen Faktoren abhängig ist, scheinen Experten tatsächlich ein Arbeitspensum als „perfekt“ zu betrachten. Dabei handelt es sich um den Sechs-Stunden-Arbeitstag. Ein schwedisches Unternehmen führte diesen als Pilotprojekt ein. Dieser verkürzte Arbeitstag bietet zahlreiche Vorteile:

downshifting work life balance
Foto von Jared Rice
  • Krankheitsbedingte Ausfälle und Fehlzeiten werden reduziert
  • Es herrscht eine bessere Work-Life-Balance
  • Die Gesundheit der Arbeitnehmer wird sowohl psychisch als auch physisch geschont
  • Längere Entspannungszeiten sorgen für eine gesteigerte Motivation, Produktivität und Leistungsfähigkeit

Diese und viele weitere Vorteile konnten während des Pilotprojekts nicht nur bestätigt, sondern meist sogar übertroffen werden. So ist die Produktivität während dieses verkürzten Arbeitstages nicht nur gleichgeblieben, sondern ist sogar gegenüber dem Acht-Stunden-Arbeitstag sogar angestiegen. Trotzdem bildet dieses Arbeitsmodell in Deutschland weiterhin eher die Ausnahme.

Wieso der Trend des Downshifting?

Manchmal ist es auch nur eine Phase, welche man durchlebt, ehe es wieder mit Vollgas zurück an den Arbeitsplatz geht. Diese vorübergehende Auszeit kann etwa durch eine Weltreise oder ein Sabbatical gemacht werden.

Downshifting ist, im Gegensatz zu den Phasen der Auszeit eine langfristige Entscheidung. Der Grund für diese Entscheidung, die man je nach Alter oftmals nicht mehr rückgängig machen kann, sind vielfältig. So beispielsweise:

  • Familiäre Veränderungen
  • Vereinbarkeit von Beruf und Familie ist nicht gegeben
  • Drohendes Burnout
  • Gesundheit
  • Verlagerung der Prioritäten
  • Veränderung der finanziellen Situation

Doch egal was die Gründe sind, um sich für das Downshifting zu entscheiden, aktuelle Erfahrungsberichte zeigen, dass man diesen Schritt nur selten bereut. Die USA zeigen, dass man nicht unbedingt mehr Geld für mehr an Lebensqualität benötigt.

Nur für die älteren Generationen?

Gegenüber der Meinung, dass Downshifting eher, was für die älteren Arbeitnehmer ist, kommen immer mehr jüngere Angestellte oder Berufseinsteiger auf den Geschmack des Downshifting. Meist liegt dies an einer neuen Mentalität der Generation Y. Sie sehen die Arbeit meist nicht mehr als das Wichtigste in ihrem Leben an.  Für sie zählen andere Werte und Träume wie die Selbstständigkeit z.B. als digitaler Nomade oder eine Auszeit vom Job.

Downshifting bietet die Möglichkeit, seine Arbeitszeit langsam zu reduzieren, bis man ein für sich perfektes Level gefunden hat. Menschen, welche eine Stelle in der Führung anstreben, werden sich damit allerdings diesen Weg versperren was einem bewusst sein muss. Doch wer die gemeinsame Zeit mit den Kindern der Villa vorzieht, wird mit dem Downshifting in eine richtige Richtung gehen.

Gegen den Strom

kein stress dank downshifting
Foto von Dillon Shook

Wer sich gegen eine 40-Stunden-Woche entscheidet, trifft meist auf wenig Verständnis von anderen Menschen. Vor allem von den eigenen Kollegen und Kolleginnen. Lernt man in Deutschland doch bereits als Kind, dass Verantwortungsbewusstsein, Pünktlichkeit und Disziplin die deutsche Arbeitskraft auszeichnen.

Genau dieser Lebenseinstellung haben wir es zu verdanken, dass unsere Vorfahren Deutschland nach dem Zweiten Weltkrieg wieder aufgebaut haben. Doch auch dieser Kultur haben wir die steigenden Zahlen von physischen und psychischen Krankheiten zu verdanken, da Selbstausbeutung zu einem Grundpfeiler wurde.

Auch wenn die Notbremse Downshifting gerade rechtzeitig zu kommen scheint, wird sie noch lange nicht von der Gesellschaft akzeptiert. So schwimmt jeder, der sich dafür entscheidet, gegen den Strom und muss sich auf teilweise negative Reaktionen seiner Mitmenschen einstellen.

Der Teufel trägt Prada

Wer einmal in den Teufelskreis aus Konsum und finanziellem Wohlstand betreten hat, wird diesen nur sehr schwer wieder verlassen können. Denn wer es sich leisten kann, wird meist mehr Geld für seine Wohnung oder sein Fahrzeug ausgeben. Die damit verbundenen Folgekosten zwingen einen dazu, weiterhin 40+ Stunden in der Woche zu arbeiten und sein Pensum sogar noch zu steigern. Denn meist ist man nicht mit dem zufrieden, was man besitzt, sondern will noch mehr.

Leider erkennen die meisten diesen Teufelskreis erst, wenn es fast zu spät für einen Absprung ist. Denn je mehr Konsum und an diesen hängenden Verpflichtungen man besitzt, desto schwieriger wird es seinem Vollzeitjob den Rücken zu kehren.

Es ist daher besser, sein Leben so früh wie möglich auf den Prüfstand zu stellen und über seine persönlichen Werte und Träume nachzudenken.

Ist Downshifting individuell?

Auch wenn Unternehmen keine Verpflichtungen haben, ihren Mitarbeitern das Downshifting zu gewähren, haben bereits heute viele Firmen diesen Trend erkannt. In Zeiten des Fachkräftemangels müssen sie sich freiwillig oder unfreiwillig diesen Wünschen beugen.

Wie genau das Downshifting am Ende aussieht, sollte individuell an die eigenen Bedürfnisse und Wünsche angepasst werden. Beispiele dafür sind:

  • Teilzeitstelle
  • Job-Sharing
  • Sabbatical
  • Home-Office
  • Vertrauensarbeitszeit
  • Interne Versetzung / Jobwechsel
  • Selbstständigkeit